So – nun mal wieder etwas von uns – diesmal aus Tansania. Wir haben zwei schöne Tage am Lake Victoria, in der Rocky Bay Lodge und Campsite verbracht, welche in Busisi liegt. Wir haben mal wieder gewaschen, unseren Wasservorrat geladen und viel gelesen. Es war ein wunderbarer Platz mit Aussicht auf den Lake Victoria und ganz vielen kleinen Dinosauriern, sprich Eidechsen, die überall auf der Pirsch lagen und teilweise ganz schön frech waren und anstatt zu flüchten in Angriffs-Stellung gingen.

Am 29.08. sind wir mit der Fähren von Busisi nach Mwanza übergesetzt. Wir hatten schon die schlimmsten Geschichten gehört von wegen Minibusse würden ohne Rücksicht auf Verlust auf die Fähre rasen, Überlandbusse würden einfach den Platz nehmen, den sie brauchen, selbst wenn dann Blechschaden entsteht, etc. Wir waren ziemlich nervös. Aber die Mitarbeitenden vor und auf der Fähre hatten alles unter Kontrolle, da war kein Gedränge nichts. Es war zwar eng auf der Fähre aber mit genügend Sicherheitsabstand.

Unser Übernachtungsplatz war der Jachtclub von Mwanza. Was sich mondän anhört ist ein Überbleibsel aus vergangener Zeit. Der Platz ist zwar toll gelegen und auch gut bewacht, aber ungepflegt und die Sanitär-Anlagen sind in einem desolaten Zustand.

Direkt nebenan liegt das schöne Tilapia-Hotel, wo wir auch sehr fein zu Abend gegessen haben. Nachdem wir uns einen Tisch für den Abend reserviert haben, entdeckten wir noch den Hinweis, dass es hier einen Frisör gäbe. Genau – das stand bei uns auch schon lange an. Nicht lange gefackelt sass Norbert schon auf dem Stuhl (bei Norbert müssen diese Entscheidungen sofort getroffen werden – von Claudia – sonst überlegt er es sich anders). Die Haar-Schneide-Prozedur verlief kurz und schmerzlos. Kurzerhand habe ich entschieden, dass meine Augenbrauen auch mal wieder gezupft werden müssten. Dies wird hier nicht mit einer Pinzette gemacht, sondern mit einem Faden. Keine fünf Minuten später waren meine Augenbrauen wieder in Form.

 

Augenbrauen-Zupfen auf afrikanische Art

Das Tilapia-Hotel
Das Leben ist wie Fahrradfahren. Um die Balance zu halten, musst Du immer in Bewegung bleiben
Reisen ist meine Therapie

Danach spazierten wir, nach einem guten Cappuccino, in die Ortschaft Mwanza, um noch einige Einkäufe zu machen.

Samia Suluhu Hassan ist eine tansanische Politikerin und seit dem 19. März 2021 die 6. Präsidentin Tansanias. Sie ist die erste Frau in diesem Amt.

Am 30.8. stand eine lange Fahrt von 360 km vor uns – wir wollten zum Laka Tanganyika, was aber doch einiges an Strecke bedeutete. Auf den 360 km gab es noch einiges an der Strasse zu sehen.

Grosser Baobab-Baum

Bienen-Stöcke in den Bäumen

Der Verkaufsstand kommt in die Dörfer

Im Hotel Orion in Tabora haben wir unsere Nacht verbracht. Das Hotel wurde irgendwo zwischen 1900 und 1914 während der Deutschen Kolonialzeit erbaut, nebst anderen Gebäuden in Tabora. Das Hotel hiess ursprünglich Kaiserhof und hatte zum Zweck, dass Kaiser Wilhelm eine standesgemässe Unterkunft für seinen Besuch in Tabora vorfand. Dieser Besuch fand allerdings nie statt. Nach Ende des ersten Weltkrieges ging Tanganyika (heute Tansania) an England. Sie haben das Hotel noch vergrössert um den sogenannten Prinzessin Margaret-Flügel angebaut. 1956 übernachtete Prinzessin Margaret auch im Hotel Kaiserhof. Mit der Unabhängigkeit übernahm die Tanzania Railway Company das Hotel und nannte es um Tabora Railway Hotel und in 2003 in Oriona Tabora Hotel. Eine schöne Geschichte hinter einem Hotel, das heute absolut runtergekommen ist. Wir dürften auf der Rückseite gut geschützt stehen – gut bewacht von einer Sondereinheit der tansanischen Armee. Grund waren aber nicht wir, sondern wohl ein hoher Politiker, der im Hotel übernachtete.

Der nächste Tag war nochmals ein langer Ritt von 416 km – wir sind nach Sitalike gefahren. Seit 2022 gibt es eine neue Teerstrasse zwischen Tabora und dem Ort Mpanta. Zuvor gab es nur eine sehr einfache Piste und die Fahrt dauerte 2 Tage. Dank dieser Strasse haben sich die Transportkosten für die Versorgung der Bevölkerung stark reduziert – der Preis für einen 100KG Sack Mais fiel von 50’000 TS auf 15’000 TS.  

Eine von vielen Wiegestationen. Da die Jungs Zeit hatten, wollten sie uns vorbildlich in ihrem Computer-System registrieren.
Quittung der Wiegestation – man beachte: Ladung (Cargo) ist Moving House

In Sitalike übernachteten wir in der Riverside Lodge. Es ist eine sehr einfache Lodge mit einem schönen Stellplatz für uns und direkt am Eingang zum Katavi Nationalpark. Wir wollen diesen zwar nicht besuchen, doch wir wollen die Transitstrecke zum Lake Tanganyika nutzen, welche auf einer mühsamen Schotterpiste gut 90 km durch den Park führt und dann noch weitere 80 km, davon nochmals 50 km Schotter und Wellblech, zur Lakeshore Lodge in Kipili. Die Strecke durch den Park war wenig abwechslungsreich, ausser dass die Piste mal Sand, mal Schotter, mal Wellblech und als Highlight alles gemeinsam war. Aber da mussten wir durch. Unterwegs gab es immer wieder LKWs und Schnellbusse, die uns überholt oder gequert haben. Die Schnellbusse fahren wie Henker – wir glauben, dass diese nicht wissen, was ein Unfall ist. Auf jeden Fall sind sie mit überhöhter Geschwindigkeit gerast und nicht selten auch geschlittert, was uns dann Angstschweiss auf die Stirne trieb. Irgendwo auf halber Strecke sind wir einem Boda-boda (Moped-Taxi)-Fahrer mit Passagier begegnet. Wir haben ihn gefragt, was das Problem sei (wussten aber eigentlich schon, dass es mal wieder fehlendes Benzin ist). Und Bingo – das Benzin war auch. Da wir für unseren Generator Benzin brauchen, führen wir immer einen Kanister mit. Somit konnten wir ihn und seinen Passagier aus der misslichen Lage retten. Mit einem «Gott segne Euch» sind diese beiden dann Richtung Sitalike gebraust.

Der Lake Tanganyika Lake Tanganyika in Bezug auf Volumen der zweitgrösste Frischwassersee auf der Welt. Und auch der zweittiefste See der Welt. Die Länge des Lake Tanganyika ist 676 km und durchschnittlich 50 im breit. Die Seetiefe variiert von 570 – 1’470 Meter. Der grösste und tiefste Frischwassersee der Welt ist der Baikal-See in Sibirien, an welchem wir in 2019 mit Askja waren

Am Abend sind wir in der Lakeshore Lodge angekommen, wo wir uns mit einem guten Abendessen verwöhnen liessen und drei Tage bleiben werden.

Wir reisen nicht, um vor dem Leben zu flüchten, sondern um sicherzustellen, dass das Leben nicht von uns flüchtet.
Leben, Lieben, Lachen, Träumen, Erkunden

Hat was für sich – man kommt in die Lakeshore Lodge als Gast und geht als Freund.

Am 03.09. sind wir zur verfallenen Missionskirche, die zu den ältesten Missionskirchen Tansanias gehören soll, gelaufen. Seit 1888 versuchten die Benediktiner eine Missionsstation in Kipili zu errichten. Sie wurden aber von den islamischen Sklavenhändlern, die hier noch sehr aktiv waren, immer wieder vertrieben. Es gelang ihnen erst 1894, nachdem die deutschen Kolonialtruppen, den Sklavenhandel beendeten und die Sklavenhändler vertrieben hatten, Fuss zu fassen und eine Missionsstation aufzubauen. In 1940 wurde die Missionsstation verlassen – der Grund dafür, ist aber heute noch nicht geklärt. Trotz Verfall ist es eine sehr eindrückliche Missionskirche mit vielen weiteren Gebäuden.

Wir warten noch immer auf ein Datum für die Rückverschiffung ab Südafrika. Solange dieses nicht bekannt ist, können wir nicht richtig planen. Mal sehen- hoffentlich wissen wir nächste Woche mehr.

 

28.08. – 03.09.2023: Vom Lake Victoria zum Lake Tanganyika