Nach Gisenyi sind wir weiter durch die wunderschöne Landschaft von Ruanda, die sehr hügelig ist, immer auf der östlichen Seite das Lake Kivu Richtung Süden gefahren. Im Maravila Lake Resort hatten wir einen wunderschönen Platz für uns alleine mit Blick auf den See. Hier haben wir uns zwei Tage gegönnt.

Traditionelle Fischerbotte

Am Lake Kivu

Afrikanische Sonnenuntergänge sind einfach immer wieder schön

In Ruanda haben wir bewusst auf den Besuch von Nationalparks verzichtet, da diese unseres Erachtens viel zu viel Eintritt für uns und unser Auto verlangen. Mit gut 400 US-$ (je Park pro Tag) wären wir in etwa dabei. Da wir das Gorilla- und Schimpansen-Trekking schon in Uganda erlebt haben (die Bewilligung für die Teilnahme am Gorilla-Trekking kostet in Uganda 700 US-$ pro Person für eine Stunde Besuch einer Gorilla-Gruppe, in Ruanda 1’500 US-$). Auf unserer Afrikareise konnten wir ausserdem schon ganz viele einmalige Wildtierbegegnungen in Parks mit erheblich geringeren Eintrittsgebühren erleben. Wir genossen die wunderbare Landschaft in Ruanda und wollten auch zwei Genozid-Gedenkstätten besuchen (hierzu später in diesem Blog).

Nach zwei Tagen Gemütlichkeit am Lake Kivu sind wir durch den Nyungwe-Wald (Nyungwe Forest National Park) Richtung Hauptstadt Kigali gefahren. Der Nyungwe-Wald ist teils in Ruanda, teils in Burundi. Aufgrund immer wieder aufflammender Grenzkonflikte und Banden, die von Burundi nach Ruanda kommen, ist die Strasse durch den Wald sehr gut bewacht. Alle gut 5 km begegneten wir schwer bewaffneten Militärs, die in vierer Patrouillen die Strasse bewachten. Nachdem wir anfänglich noch mit dem Gedanken gespielt hatten, auch Burundi zu besuchen, es dann aber verworfen hatten, weil die Gefahr zu gross ist, nicht zuletzt, weil Burundi sehr arm ist und wir mit unserem Auto doch auffallen würden, war für uns diese Idee definitiv vom Tisch, nachdem es offensichtlich ist, dass Ruanda Überfälle befürchtet. Die Strecke vom Lake Kivu Richtung Kigali führte uns immer wieder auf über 2’500 m.ü.M. und wieder runter. Ruanda machte sich dem Beinamen «Land der tausend Berge» alle Ehre.

Die Strecke bis nach Kigali haben wir unterteilt und in Butare (Huye) einen Zwischenhalt eingelegt. Wir hatten die Empfehlung erhalten, im Hotel Mater Bon Consili II zu fragen, ob wir auf ihrem Parkplatz stehen dürften. Diesem Wunsch hat das Hotel, das vom Frauenorden «Congregation of Abizeramariya» geführt wird, gerne entsprochen. Es war ein schönes Hotel, mit vielen unterschiedlichsten Gästen. Unterwegs haben wir wiederum einige Eindrücke von der Strasse mitgenommen.

Kinderarbeit, das die Konzernverantwortungsinitiative nicht verhindern würde

Auch eine Art, sich fortzubewegen und dabei Kraft zu sparen
Tolles Förderprojekt von Deutschland für Ruanda. Das Geld geht natürlich direkt in die Regierung und nicht an die Leute

Hühnertransport

Tee-Plantagen

Der Regenwald im Nyungwe

Einer geht immer noch drauf
Sehr steile bewirtschaftete Hänge – da müssen selbst die Hühner noch Steigeisen anziehen

Reisfelder

Kuhtransport auf die unsanfte Tour – der Mitfahrer ist aber auch ganz schön gefährdet
Chaos in Kigali

Einheitliche Bauform

… und immer wieder Wasser holen
Ein zweites Leben für einen LKW aus Deutschland

Die Stühle werden in die Kirche mitgenommen

Menschenleere Strassen – am letzten Samstag im Monat hat der Präsident Gemeinschaftsarbeit befohlen – eine Massnahme zur Verarbeitung des Genozids

Hotel Mater Bon Consili II bei Nacht

Am nächsten Tag haben wir die römisch-katholische Kathedrale von Butare besucht.

Anschliessend besichtigten wir den frühere Königspalast von König Mutara III. Rudahigwa, der von 1931 bis 1959 regierte. Das Strohhaus ist ein originalgetreuer Nachbau. Neben dem ursprünglichen Königspalast aus Stroh wurde von der belgischen Kolonialregierung ein Neubau für den König errichtet, in welchen er aber nie eingezogen ist, da er vorher verstarb. Besonders angetan haben es uns die Watussi-Rinder, welche der König hielt (die aber nie geschlachtet wurden).

Nachbau des Königspalastes
Rechts ist der Stuhl des Königs mit Blick auf seine Untertanen, die ihn um gewisses Dinge baten

Milch- und Butteraufbewahrungsgefässe

Watussi-Rinder

Der neue Königspalast

Und weiter ging es dann für uns nach Kigali, der Hauptstadt, wo wir im Centre St. Paul auf dem Parkplatz bestens behütet stehen durften.

Unser Platz im Saint Paul

Wir haben uns zwei Genozid- oder Völkermord-Gedenkstätten angesehen. Die eine ist in Murambi, die andere in Kigali selber.

Der Genozid in Ruanda fand vom 7. April – Mitte Juli 1994 statt und kostete ca. 800’000 – 1 Mio. Tutsis und Hutus, welche sich gegen den Völkermord wehrten oder Tutsi versteckten, das Leben. Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Präsidentengarde und der Nationalpolizei. Auch Teile der Hutu-Zivilbevölkerung beteiligten sich am Völkermord. Auf die Ursachen und die Hintergründe will ich nicht eingehen. Einige Hintergründe im Wikipedia-Beitrag: https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

Was für uns so erschreckend und unfassbar ist, waren zwei Aspekte:

  • Viele Menschen wurden von einem Tag auf den anderen zu Vergewaltigern und Schlächtern von ihren ehemaligen Freunden, Nachbarn, sogar Familienangehörigen oder Ehepartnern, die zur falschen ethnischen Gruppe, den Tutsis gehörten.
  •  
  • Die Internationale Gemeinschaft hat trotz eindringlichen Berichten des Roten Kreuzes und der Ärzte ohne Grenzen, die in Ruanda blieben, nichts unternommen. Anfang Januar 1994 schickte der kanadische Kommandant der UN-Friedensmission in Ruanda ebenfalls Warnungen vor einem Genozid an die UN-Zentrale in New York. Statt zu handeln, hatte die UN von einem Bürgerkrieg gesprochen und nicht resp. viel zu spät gehandelt. Die Vereinten Nationen selber hatten aber 1946 eine Konvention verabschiedet mit folgendem Wortlaut: «Ein Völkermord oder Genozid ist seit der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes von 1948 ein Straftatbestand im Völkerstrafrecht, der durch die Absicht gekennzeichnet ist, auf direkte oder indirekte Weise „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“; er unterliegt nicht der Verjährung.»

Die Gedenkstätte Murambi Genocide Memorial in dem früheren Schulkomplex als Tatort des Massenmordes von 1994. Am 16. April 1994 flüchteten tausende Tutsis in den noch nicht fertiggestellten Schulkomplex. Nachdem sich die Tutsi einige Tage mit Steinen gegen die Interahamwe (Miliz der Hutu) verteidigt hatten, wurden sie am 21. April 1994 überrannt und mit Macheten, Messern, Speeren, Sicheln und Knüppeln abgeschlachtet. Schätzungen zufolge wurden rund 43’000 Tutsi in der Schule ermordet, darunter viele Kinder und Kleinkinder. Fast alle, die entkommen konnten, wurden am nächsten Tag getötet, als sie versuchten, sich in einer nahegelegenen Kirche zu verstecken. Über die Anzahl der überlebenden Menschen gibt es unterschiedliche Angaben. Kurz danach leiteten französische Soldaten, welche als Teil der UN-Schutztruppe in Ruanda stationiert waren, die Hutu-Milizen an, mit schwerem Gerät Gruben auszuheben und darin Massengräber anzulegen. Darüber wurde später ein Volleyballfeld angelegt, um das Geschehene zu verbergen. In dieser Gedenkstädte wurden Leichen aus den Massengräbern exhumiert, eingekalkt und in den ehemaligen Schulräumen aufgebahrt.

Hier wurden die Tutis vor der Ermordung eingepfercht
Die Ewige Flamme, die wohl leider erloschen ist

Ethnische Unterscheidung in der ID

Die Gedenkstädte in Kigali war für uns eindrücklicher, v.a. auch, weil einige der wenigen Überlebenden von ihren Erlebnissen in Videobotschaften erzählt haben. Diese Erzählungen und auch einige Aussagen daraus, werden uns noch lange begleiten und zeigen das Ausmass des unbeschreiblichen Gräuels auf eindrückliche Art und Weise.

Genozid-Gedenkstädte in Kigali

Einen Bruchteil der Namen der getöteten Menschen

Fotos von Getöteten
Kinder, die umgebracht wurden

…. und eine kurze Beschreibung des Kindes

Den Abschluss des Tages bildete unser Besuch in der deutschen Metzgerei und Bäckerei «La Galette», wo wir unsere Fleisch- und Käsevorräte aufstockten und uns eine Curry-Wurst gönnten.

Die Bar des La Galette
Curry-Wurst in Kigali

Am 27.08. sind wir wieder über die Grenze nach Tansania gefahren. Der Grenzübertritt war sehr entspannt und speditiv. Nun verbringen wir zwei Tage am Lake Victoria auf dem Platz Rocky Bay in der Nähe von Busisi.

21.08. – 27.08.2023: Ein dunkles Kapitel in Ruandas jüngster Geschichte

2 Kommentare zu „21.08. – 27.08.2023: Ein dunkles Kapitel in Ruandas jüngster Geschichte

  • August 28, 2023 um 6:06 pm Uhr
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    Vielen Dank für den spannenden und zum Teil auch traurigen , nachdenklichen Blog. Aber auch diese Seite gehört zu eurer Reise . Ich bewundere diese Menschen dass sie die Kraft haben wieder aufzustehen . Dieses Land wird immer und immer wieder gebeutelt.ich hoffe dass ihr euch von diesem traurigen Kapitel erholt habt und wieder die schöne Seite sieht von denen es unzählige gibt , ich wünsche euch ganz viele schöne Erlebnisse und eine gute Weiterfahrt , hab euch lieb , ♥️♥️

    • August 28, 2023 um 7:20 pm Uhr
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      Hallo Mams

      Es war gut, mehr über diesen Genozid zu erfahren – aber begreifen kann man es nicht.

      Nun rollen wir langsam wieder südwärts und nehmen noch viele schöne Momente und Begegnungen mit.

      Wir haben dich auch fest lieb

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