Wir sind vom Lake Bunyonyi erst nach Kabale gefahren, um unsere Vorräte nochmals aufzustocken. Auf dem Weg vom See nach Kabale sind viele Steinbrüche, wo Leute Steine in Schwerstarbeite aus den Felsen klopfen und diese dann zu Kieselsteinen verkleinern. Dabei sind Kinder, Mütter mit Kindern auf dem Rücken und viele weitere Menschen zu sehen.

Knochenarbeit im Steinbruch

Danach waren es gemäss Navi nur 55 km bis zur Broadbill Forest Lodge. Die letzten 22 km waren auf einer gut zu befahrenden Schotterpiste. Die Abzweigung bis zur Lodge sind wir erst mal zu zwei drittel zu Fuss abgelaufen, da diese doch sehr eng, holprig mit vielen Steinen bestückt und mit viel Schieflage zu fahren war. Aber es ging. Wir hatten mit dem Eigner und seiner Assistentin viel Mailverkehr gehabt, da wir erfahren hatten, dass die Zufahrt etwas schwierig sei. Nach dem uns schon bestens bekannten „kein Problem“ und unseren ersten Eindruck sind wir die vorletzten 1.5 km gefahren und hofften inständig, dass kein Gegenverkehr ist – ein Passieren wäre unmöglich gewesen.

Kirchen auf dem Weg in den Bwindi
Fruchtbare Landschaft

Unser Weg im Bwindi

Angekommen am Abzweiger zum Camp und den letzten 400 m ging aber die Problematik los: einige Mitarbeiter haben uns gewunken, wir sollten runter zur Reception fahren, was wir dummerweise auch getan haben. Millimeterarbeit und trotzdem noch mehr Kratzer und Schrammen an unserem WoMo. Unten mit Puls auf 180, Nerven blank und schweissgebadet angekommen, wurde uns vom verantwortlichen Lodgeleiter gesagt, dass der Campingplatz direkt beim Abzweiger ist und nicht hier an der Reception. Wir haben unserem Ärger erstmals Luft gemacht. Das Wendemanöver gestaltete sich sehr schwierig – aber wir haben es geschafft. Nachdem wir die Mitarbeiter schon beim Reinfahren angewiesen hatten, alle Äste und Stämme mit der Machete zu schneiden, mussten sie das selbe Spiel für die Rausfahrt nochmals machen, da einige Bäume „vergessen“ gingen. Die Einfahrt auf den Camping-Platz war dann auch noch zu eng und da Claudia beide Wege gelaufen und Norbert gewiesen hat, stellte sie erstmals sicher, dass noch weitere Bäume mit der Machete zu bearbeiten waren. Aber letztendlich schafften wir es. Hildegard hat als Entschädigung ein schönes Zelt für die drei Nächste bekommen – zwei Nächste zum Camping-Preis, die dritte Nacht zu einem Vorzugspreis.

Der Camping-Platz ist jetzt zwar nicht die Wucht in Sachen Infrastruktur, aber wir hätten eine eigene Toilette. Es gibt rund um das Camp Chamäleons, die uns  immer wieder auf’s neue begeistern.

Ein Chamäleon-Männchen (es hat drei Hörner auf der Nase)

Chamäleon-Weibchen (hat keine Hörner)

Am 04.08. haben wir mit Gordon, einem Vogelspezialisten, eine Vogel-Tour gemacht, bei welcher wir noch andere Tiere gesehen haben,  sowie noch seinen Souvenir-Laden (wie könnte es anders sein), sein Dorf und ein Schulprojekt besucht. Es war lehrreich und interessant. Der Besuch der Schule, in welche Gordon auch seinen dreijährigen Sohn schickt, hat uns doch ziemlich nachdenklich gemacht. Es gibt gut 200 Kinder, von denen 64 Waise oder Halbwaise. Halbwaise deshalb, weil der Vater nicht mehr bei der Familie ist und seine Frau mit seinen Kindern einfach sitzen liess. Passiert wohl besonders häufig, wenn Militärangehörige versetzt werden. Da wird Frau und Kinder einfach zurückgelassen, ein Vaterschaftsgeld gibt es hier nicht. Die Schulräume sind sehr dürftig eingerichtet – und es wird Mobiliar und andere Notwendigkeiten zugekauft, wenn wieder Geld da ist. Die Waisen-/Halbwaisenkinder schlafen geschlechtergetrennt in zwei Räumen. Einfach Pritschen, teils mit Matratzen – pro Pritsche schlafen 3 – 4 Kinder. Für uns unvorstellbar. Von Hygiene und Privatsphäre gar nicht zu sprechen. Finanziert wird die Schule von Eltern, die sich Schulgeld leisten können und von Spenden. Und wo bleibt der Staat – nirgends!

Ein Blau-Affe

Der Souvenir-Shop von unserem Guide Gordon

Am Flechten von Bastkörben
Leicht frivole Kunst

Für den Bau der Schule werden die Steine direkt vor Ort hergestellt

Weisenkinder

Die Küche der Schule

Klassenspiegel
Und der obligate Gästebucheintrag (mit Spendenzusage)

Heute war das Berg-Gorilla Tracking im Bwindi Nationalpark. Der Bwindi Impenetrable Forest (Bwindi undurchdringbarer Regenwald) ist ein Nationalpark im Südwesten Ugandas. Er erstreckt sich über die Flanken des Albert Rifts, des nördlichsten Teils des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Der tropische Regenwald des Bwindi weist sehr alte Baumbestände auf. Der Park liegt zwischen 1’160 m und 2’607 m ü. M. und ist seit 1994 UNESCO-Weltnaturerbe.

 

Auf das Berg-Gorilla-Tracking, haben wir uns schon lange gefreut, aber hat uns auch ziemlich Muffensausen bereitet, weil wir wussten, dass wir von gut 2‘600 m auf 1‘200 m durch den dichten (Impenetrable Forest = undurchdringbarer Wald) Regenwald runtersteigen müssen. Wir hatten aber Glück – die Einteilung nach Touristengruppen erfolgte aufgrund des Alters (Ü50 hatte heute seinen Vorteil). Wir kamen in die Rollator-Gruppe (Benennung ist von einer anderen Teilnehmerin, nicht von uns). Die Strecke war nicht kürzer, aber das Tempo deutlich moderater als in einer Jungspunden-Gruppe. Unsere Angst war unbegründet – wir hatten keinerlei Mühe. Mitgeholfen hat sicher auch, dass wir uns für je einen Träger oder Trägerin entschieden haben, die unsere Rucksäcke trugen. Vorne und hinten ging je ein Gewehrträger, mit Machete. Gewähr deshalb, weil wir hätten auf Berg-Elephanten stossen können, die aggressiv sind.  Nach den Gewehrträgern folgte der Ranger, danach die Touristen mit ihren Trägern.

Es gibt insgesamt 12 Berg-Gorilla-Familien, alle habituiert = an den Menschen gewöhnt, in den vier unterschiedlichen Sektoren (Ruhija, Rushaga, Buhoma & Nkuringodes Bwindi). Wir waren im Ruhija-Sektor, wo es vier Familien hat. Wir haben die Bitukura-Gorilla-Familie mit gut 14 Mitgliedern gesucht und auch gesichtet. Die Familie hat vier Silverbacks (Silberrücken) – angeführt wird sie aber vom zweitjüngsten männlichen Tier, welches das vormals dominante Männchen „beerbt“ hatte, da er alt war und nicht mehr für die Familie kämpfen konnte . Als Silberrücken wird ein erwachsener männlicher Gorilla etwa ab dem 12. Lebensjahr wegen seines charakteristischen silbrig-grauen Fells bezeichnet.

Nach einer Foklore-Show von Frauen aus der Gemeinde und gut 1.5 Stunden später sind wir auf die Bitukura-Gorilla-Familie gestossen (mit Hilfe von Trackern, welche die Tiere gefunden hatten), die wir eine Stunde lang beobachten durften – mit Masken zum Schutze der Tiere, die doch teilweise keine zwei Meter von uns weg waren. Ein wunderschönes Erlebnis, das wir – wie auch das Schimpansen-Tracking – keinesfalls missen wollen und Uganda zu einem noch eindrücklicheren Reiseziel macht.

Folklore vor dem Start der Tacking-Tour

Der dominante Silberrücken

Norbert’s Trägerin Hilda
Malecenta, die Trägerin von Claudia

Morgen geht es wieder weiter – langsam (oder wie es in Swahili heisst „pole pole“) Richtung Entebbe (Flughafen der Hauptstadt von Uganda, Kampala), wo wir bis am 10.08. eintreffen müssen, da Hildegard am 11.08. wieder zurückfliegt.

03.08. – 05.08.2023: In dem Bwindi Impenetrable Forest – Puls kurzzeitig auf 180, Nerven blank

2 Kommentare zu „03.08. – 05.08.2023: In dem Bwindi Impenetrable Forest – Puls kurzzeitig auf 180, Nerven blank

  • August 6, 2023 um 6:25 am Uhr
    Permalink

    Guten Morgen
    Zum Glück hört dieser Blog mit den schönen und eindrücklichen Gorilla Bilder auf und nicht mit den traurigen Bilder der Schule. Aber dies ist eben auch ein Teil von Afrika.
    Liebe Grüsse
    Claudia & Dani

    • August 6, 2023 um 3:39 pm Uhr
      Permalink

      Hallo Ihr Lieben,

      Ist leider so – aber das Gorilla-Tracking war wirklich ein unvergessliches Erlebnis.

      Liebs Grüessli
      Claudia

Kommentare sind geschlossen.