Gestern Abend haben wir gemeinsam mit unserem Guide Gerald, mit welchem wir auch die Bootstour am Vormittag gemacht hatten, in Cape MacLear oder eben Chembe eine Dorfbesichtigung gemacht. Chembe hat rund 25’000 Einwohner, die in zwei Ortsteilen wohnen: In einem Teil leben die Menschen hauptsächlich vom Fischfang, im anderen Teil ist v.a. Tourismus die Haupteinnahmequelle. Dort sind die meisten Lodges angesiedelt.
Überall im Dorf kamen die Kinder auf uns zugerannt und riefen: Azungu, Azungu. Es heisst in der Chichewa-Sprache «Weisse». Uns hat die Armut sehr betroffen gemacht. Die Häuser sind sehr einfach, sofern sich die Leute ein Haus leisten können. Viele legen irgendwo in Bretter- oder Tücherverschlägen.
Wir haben zwei Schulen besucht: eine ist ein Projekt eines 28-Jährigen aus dem Dorf, Overton Tecco, der kostenlos Unterricht für ab 5-Jährigen anbietet, damit diese eine Struktur erhalten und bereits Zugang zu Bildung und v.a. Essen bekommen. Wir waren sehr beeindruckt und bewundern seinen Enthusiasmus – gestartet hatte Overton das Projekt im Jahr 2022. Morgens und mittags sind jeweils rund 120 Kinder im Klassenraum. Pulte oder Stühle konnte er noch nicht finanzieren. Er beschäftigt gut 15 Lehrer, alle auf freiwilliger Basis aber in der Hoffnung, dass sie Ende der Woche einen kleinen Beitrag an Essen erhalten. Es ist sehr zu hoffen, dass die vielen Kirchen im Dorf und auch der Chief dieses Projekt unterstützen. https://web.facebook.com/profile.php?id=100086620928548
Die öffentliche Schule ist schon etwas besser dran, aber auch da fehlt es an allen Ecken und Enden. Es gibt zwar Tische und Stühle, aber zu wenige für alle Schüler. Und trotzdem ist die Lehrerschaft motiviert, den Schülern Bildung und eine bessere Zukunft zu geben.
Weiter besuchen wir eine lokale Mühle, welche Mais mahlt, der für Brot und v.a. für Sima. Sima ist eine Standardbeilage der ostafrikanischen Küche und auch als Sattmacher beliebt: Ein dicker Brei aus weissem Maisgriess, der nicht viel Geschmack hat, aber mit unterschiedlichen Beilagen – Gemüse, Bohnen, Fisch und wenn verfügbar etwas Fleisch – gegessen wird.
Nach der Mühle ging es in die lokale Destillerie, welche die Schale der geschälten Maiskörner weiterverarbeitet und zu Spirit brennt. Die Destillerie ist auch gleichzeitig eine Bar, wo sich die lokale Bevölkerung trifft und (zu viel) trinkt.
Immer wieder kommen wir an Brunnen vorbei, aus denen die Leute Wasser pumpen. Es ist Grundwasser. Daneben hat es aber riesige Müllberge und Kloaken, in denen sich Schmutz und Müll türmt. Eine Kanalisation gibt es nicht – es wird alles irgendwo in ein Loch oder in die Landschaft geleitet. Irgendwann wird das Grundwasser durch die ganzen Kloaken verschmutzt. Da erstaunt es dann wenig, wenn gerade wieder eine neue Cholera-Welle ausgebrochen ist. Und es nütz gar nichts, wenn der Chief an jede Brunnenstelle einen Dispenser stellt, damit ein Mittel gegen Cholera ins Wasser gegeben werden kann. Wenn das Grundwasser verschmutzt wird, dann hilft wenig dagegen. Die Müllbeseitigung funktioniert auf zwei Arten: es wird immer mal wieder der Haufen abgebrannt (der nicht im Wasser liegt). Und in der Regenzeit löst sich das Problem von selbst, indem alles weggespült wird.
Heute Morgen sind wir früh durch den Ort zum Fischerhafen gelaufen, wo die Boote vom nächtlichen Fischfang einliefen. Im See am Hafen werden Wäsche und Geschirr gewaschen, gebadet, Zähne geputzt wird – kurz: wo sich das Leben in Chembe abspielt.
Die Fische werden zum Trocknen ausgelegt, wo sie rund drei Tage trocknen, danach werden sie entweder so roh gegessen, in einem Sud gekocht oder geräuchert. Damit keine Fische während Trocknungszeit gestohlen werden, schlafen Personen direkt unter den Auslegetischen.
Zu den Bildern mit Menschen: wir haben immer gefragt, ob wir fotografieren dürfen. Ein Nein wurde natürlich respektiert. Oft haben die Leute auch gefragt, ob wir sie fotografieren – und sie wollten immer das Bild sehen.
Morgen hangeln wir uns weiter nördlich entlang dem westlichen Seeufer des Malawi-Sees. Mal sehen, wie weit wir kommen, da die Strassen noch oftmals unter- oder ganz weggespült sind oder ein Schlagloch dem anderen folgt.
Ja, ihr lieben,
Das ist schon eine ganz andere Welt da unten. – Ich bewundere eure Ausdauer und Geduld. Dass euch das alles aber enormen Spass macht belegen die (wie immer) tollen Fotos. Ich wünsche euch weiterhin eine unfallfreie Reise und viele schöne Erlebnisse. Bleibt gesund.
Mit herzlichen Grüssen
Rita
Liebe Rita,
ja und wir werden noch eine Weile (bis anfangs November 2023) bleiben. Es gibt hier sowohl im südlichen wie nun auch im östlichen Afrika so viel zu sehen.
Liebe Grüsse, auch an Philipp
Claudia und Norbert
Liebe Claudia
sehr schöne und eindrückliche Bilder, die ihr in Malawi geschossen habt. Trotz der grossen Armut beeindruckt mich die Fröhlichkeit der Kinder und der Stolz und die Würde der Erwachsenen.
Weiterhin viele spannende und eindrückliche Erlebnisse auf eurer Reise und möglichst wenig Polizeikontrollen.
Liebe Grüsse
Giovanni
Lieber Giovanni
herzlichen Dank – uns gefällt Malawi sehr sehr gut, aiuch wenn die Armut hier nochmals höher ist, als in Sambia.
Ja – die lieben Polizeikontrollen. Sie werden nicht weniger, aber sind angenehmer, als die beiden Kontrollen der Road Tax.
Liebe Grüsse ond ned z’sträng
Claudia