Nun haben wir endlich auch mal eine „Ghost Town“ (Geisterstadt) besucht, obwohl das nicht so unsere Vorliebe ist. Doch Kolmanskuppe hatte uns interessiert. Kolmanskuppe ist nach dem Nama Johnny Coleman benannt, der hier 1905 in einer Düne (und davon hat es sehr sehr viele) stecken blieb. Er wurde gerettet, musste jedoch seinen Ochsenkarren zurücklassen. Kolmannskuppe verdankt seine Entstehung den Eisenbahnarbeitern August Stauch und Zacharias Lewala, die am benachbarten Bahnhof „Grasplatz“ 1908 zufällig die ersten Diamanten fanden.

Es entstand darauf eine blühende reiche Siedlung mit einer ausgezeichneten Infrastruktur: Neben Unterkünften für die Arbeiter (getrennt nach Verheirateten und Junggesellen) gab es Verwaltungs- und Dienstgebäude. Zur Infrastruktur gehörten ein Elektrizitätswerk, ein Krankenhaus (mit der ersten Röntgenstation) Afrikas, eine Eisfabrik zur Herstellung von Blockeis für die Eisschränke der Bewohner, ein Tante-Emma-Laden, eine Metzgerei, ein Ballsaal genanntes Gebäude mit Theater, Turnhalle und Grossküche, eine Kegelbahn und eine Schule. Sogar ein Salzwasser-Schwimmbad mit mit italienischen Terrazzoplatten und eine Schmalspurbahn für den Transport von Waren und Personen innerhalb des Ortes waren hier zu finden. Das Wasser dafür und alles, was sonst noch zum täglichen Leben nötig war, musste aus dem rund 1’000 km entfernten Kapstadt hertransportiert werden.

Der Boom brach beim ersten Weltkrieg ab, da die Männer für den Krieg eingezogen wurden. 1920 verkaufte die deutsche Diamantgesellschaften die Diamantabbau-Rechte mit allen Betriebsanlagen an Ernst Oppenheimer, der „Consolidated Diamond Mines of South West Africa“ gründete und die Diamant-Abbaugebiete immer weiter ausbaute. 1930 wurde der Diamantenabbau bei Kolmannskuppe ganz eingestellt, die Bewohner verliessen nach und nach den Ort und überliessen ihn der Wüste. Die letzte Person lebte hier bis in die 1960er Jahre. Die Häuser verfielen nach und nach und in den Ruinen häufte sich der Sand meterhoch.

Kolmanskuppe
Kegelbahn

Haus des Ingenieurs

Trafostation
Öffentliche Toilette

Schöne Tapetten im Hause des Minenverwalters

Badezimmer des Minenverwalters

Und überall ist die Gefahr von Schlangen
Turnhalle/Festsaal
Die gesamte Stromanlage in der Turnhalle/Festsaal

Einkaufsstrasse

Schmalspurbahn

Eisfabrik

Kühlschrank
Toilette im Spital
Spital-Flur

Haus des Arztes

Nach dem Besuch von Kolmannskuppe sind wir über die gut ausgebaute Teerstrasse B4 nach Aus gefahren. Auf dem Weg gibt es im Nationalpark Namib-Wildpferde, welche heute als eine eigene Rasse geführt werden. Es wurde jahrzehntelang über die Herkunft gerätselt – heute gibt es unterschiedlichen Thesen gemäss Wikipedia zu diesen Wildpferden: Einige verwiesen auf Hauspferde der deutschen Schutztruppe in der damaligen Deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, die während des Ersten Weltkrieges um 1915 beim Rückzug vor den südafrikanischen Streitkräften verloren gingen; andere hielten sie für Nachkommen freigelassener Tiere aus der Pferdezucht Duwisib des ehemaligen Schutztruppenoffiziers Hansheinrich von Wolf (etwa 250 km nordöstlich, der mit dem Schloss Duwisib), welche sich in den Wirren des Ersten Weltkrieges mit entlaufenen südafrikanischen Truppenpferden paarten.

Eine andere zum Teil noch immer vertretene Ansicht über ihre Herkunft ist, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem deutschen Baron Hauspferde ins heutige Namibia gebracht werden sollten und von dessen etwa 25 km südlich der Oranjemündung gestrandetem Schiff entliefen. Trakehner, Warmblüter mit Anfang des 20. Jahrhunderts besonders hohem Vollblutanteil, wurden auch als Militär- und Kutschpferde gezüchtet. Der offiziellen Ansicht des Umweltministeriums (September 2019) nach stammen die Pferde von der Pferdefarm Kubub südöstlich von Aus, die in Besitz von Emil Kreplin war. In den Wirren des Ersten Weltkrieges sollen die Pferde dann selbständig auf der Suche nach Wasser und Nahrung 30 Kilometer nach Garub gezogen sein.

Sicher ist jedoch: Ursprünglich hat es keine Hauspferde im südlichen Afrika gegeben; sie sind von den Europäern mit der Besiedlung importiert worden. Daher handelt es sich bei den wilden Pferden der Namib nicht um echte Wildpferde, sondern um verwilderte Hauspferde. Äusserlich sind die Wildpferde eher Ponys ähnlich geworden, weil die karge Landschaft die körperliche Entwicklung begrenzt. Und egal welcher Herkunft die Pferde sind, fest steht: es gibt in Gharub eine Quelle, es gibt für die Pferde keine natürlichen Feinde und sie können ohne zu trinken gut 6 Tage unterwegs sein (ein normales Hauspferd maximal 3 Tage), weshalb sie sich in dieser kargen Gegend so gut halten können.

Bahnhof von Garub

Die Wildpferde der Namib

Nun lassen wir den Tag auf dem Gondwana-Campingplatz Klein Aus ausklingen. Morgen geht es auf Wellblech-Pisten Richtung Sossousvlei (eine von Sanddünen umschlossene beige Salz-Ton-Pfanne in der Namib).

Unser Standplatz in Klein Aus

 

05.11.2022: Von Lüderitz in die Geisterstadt Kolmanskuppe und weiter nach Aus