Heute machten wir uns in den Jökulsárgljúfur-Nationalpark – unser Ziel war die Wanderung zur Kraterreihe Rauðhólar. Der Nationalpark fasziniert südlich von Ásbyrgi durch ein bizarres System von Schluchten mit sehr markanten vulkanischen Bergen. Vor ca. 8’000 Jahren ist direkt unter dem mächtigen Fluss Jökulsá á Fjöllum ein Vulkan ausgebrochen. Das Zusammentreffen von Feuer, Gasen und Wasser führte zu ungeheuren Explosionen, die die Berge der Umgebung teilweise regelrecht zerrissen. Andererseits findet man aber auch schöne Lavarosetten oder Formen, die an Kirchen erinnern. Der höchste Berg im weiten Umkreis ist der Rauðhólar, der durch seine knallrote Färbung hervorsticht. Die Wanderung war ein Traum – wir sind absolut verliebt in die Herbstfarben in oder vor den grauen und schwarzen Lavaformationen – und heute in Kombination mit Schnee.

Kaum waren wir zurück im Auto, setzte ein starker Schneesturm ein und wir fuhren wieder zurück auf dem Campingplatz Ásbyrgi und haben bei einem Kaffee den Sturm ausgesessen und konnten noch etwas über Ásbyrgi nachlesen.

Es gibt eine schöner Mythos über die Entstehung von Ásbyrgi, das aussieht wie ein Hufeisen: Der nordische Gott Odin war auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir auf der Jagd nacht Frost-Riesen und die Schlucht ist ein Hufabdruck vom 8. Bein von Sleipnir.

Der in der isländischen Mythologie allgegenwärtie und tief verwurzelte Glaube an Elfen, das unsichtbare Volk, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt.  

Natürlich gibt es eine plausiblere wissenschaftliche Erklärung (aber nicht so schön wie die mit dem 8. Huf von Sleipnir). Geformt wurde die Schlucht vermutlich duch den Abgang eines Gletschers, kurz nach der letzten Eiszeit. Vor 10’000 Jahren führte der Fluss Jökulsá á Fjöllum so viel Wasser, dass er die Hufeisenform in den Fels fräste. Der Fluss wird vom Gletscher Vatnajökull gespeist und ergiesst sich über die Wasserfälle Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss im Norden des Landes in die Gönlandsee. 

Nach der letzten Eiszeit brach wohle der Vulkan Bárðarbunga (bekannt aus dem Jahre 2014 – wo er Mitte August ebenfalls ausbracht und man wiederum Angst vor der Sturmflut hatte) aus, wobei sich riesige Massen von Schmelzwasser bildeten und dem Lauf des Jökulsá á Fjöllum folgten. Irgendwann müssen diese Massen so gross geworden sein, dass sie Risse und kleine Schluchten derart ausspülten, dass selbst riesige Gesteinsbrocken sich lösten. Im Laufe der Zeit entstand die Hufeisenform.

Im Laufe der Jahrtausende kamen verschiedenste solcher Ereignisse hinzu und formten die Felsen sowie das Tal. Vor etwa 2’000 Jahren verlagerte sich der Flusslauf. Das Tal trocknete aus und Bäumen begannen hier zu wachsen. In der Mitte der Schlucht befindet sich der grosse Felsen Eyjan, welcher die Schlucht teilt und dasteht wie eine Insel.

Gegen Abend wanderten wir durch die Schlucht von Ásbyrgi zum Botnstjörn-See, oder eher – Teich – es ist schon ein beeindruckendes Gefühl, durch die riesige Schlucht zu wandern und sich Gedanken über die Entstehung zu machen.

 

21.09.2020: Ásbyrgi – was die 8. Hufe von Sleipnir Tolles erschaffen hat