Auf unserem Weg Richtung Osten haben wir uns entschieden, nochmals in Hofsós zu übernachten, den wir mussten unbedingt nochmals das für uns absolut schönste Schwimmbad mit Hot-Pool besuchen. So sind wir heute nach dem Frühstück direkt zum Bad gefahren und haben die Stunde genossen.  In diesem Schwimmbad glaubt man, einfach in die Gröndland-See hinauszuschwimmen (natürlich bei viel wärmeren Temperaturen in diesem schön beheizten Bad). Wir waren nur drei Personen im Bad – besser kann es nicht sein.

Danach sind wir weiter Richtung Siglufjörður – auch das kennen wir schon von dieser und der letzten Reise – gefahren.

Die Strecke führt heute durch einen einspurigen Tunnel, damit der Weg über den Pass umgangen werden kann. Die Tunnels sind anfänglich etwas abenteuerlich, da eben einspurig. Es hat jeweils auf der nicht vortrittsberechtigten Spur „M-Schilder“, welche Ausweichstellen anzeigen. Diese müssen genutzt werden, was aber sehr gut funktioniert.

Das hatte auch wieder seine Gründe: a) gibt es hier wunderbaren frischen Fisch und b) wollten wir endlich mal das Hering-Museum anschauen. Das Museum ist ein Besuch wert – es wird absolut nüchtern und objektiv aufgezeigt, wie der Hering-Fang Island, insbesondere auch den Ort Siglufjörður, zum Wohlstand aber auch wieder fast zum Ruin brachte. In der ersten goldenen Ära von 1903 – 1968 waren über 120 Unternehmen im Ort angesiedelt, die gesalzenen Hering hergestellt haben (z.B. für den bekannten Bismark- und Matjes Hering). Weitere 9 Firmen haben aus Hering Oel und Fischfutter verarbeitet. Obschon von einem Dänischen Gelehrten davon gewarnt wurde, dass die Heringbestände dramatisch am Sinken sind, hatte man ihm nicht geglaubt und weiter in sehr grossem Stil gefischt. V.a. hat man ganze Heringschwärme (Schulen) ausgefischt, d.h. eine Reproduktion war nicht möglich. Somit verursachte die Fischindustrie hier in Island ihren eigenen Untergang, dem all die Firmen zum Opfer vielen und Familien in den Ruin trieben. 

Massive Überfischung im Nordatlantik, unter anderem auch der Heringsbestände, führte zwischen 1958 und 1975 zu den drei sogenannten Kabeljaukriegen mit schweren politischen Konflikten zwischen Island und anderen europäischen Staaten. Island weitete darauf schrittweise seine Einflusszone im Nordatlantik bis hin zur 200-Seemeilen-Zone aus und veränderte damit auch das internationale Seerecht und das Völkerrecht. Der Konflikt wurde auf dem Verhandlungsweg beigelegt, und am 2. Juni 1976 akzeptierte die britische Regierung in einem Interimsvertrag die 200-Seemeilen-Zone. Das kleine und militärlose Island konnte seine Interessen in allen drei Konflikten gegen das weitaus mächtigere Vereinigte Königreich durchsetzen. Die 200-Seemeilen-Zone Islands wurde zum 1. Januar 1977 von allen Staaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft anerkannt.

Die Bestände erholten sich langsam wieder und seit 1986 wird wieder – mit den eingeführten Fanquoten werden auch die Fischmengen beschränkt. Heute gibt es keine einzige Fischfabrik mehr – die Fischer hier im Ort verkaufen den Fisch zum Verzehr oder für die noch wenigen Fabriken auf der Insel, die gesalzenen Hering herstellen oder für die Öl- und Futtermittel-Herstellung weiterverwenden.

Das Museum ist sehr schön gegliedert und alles perfekt erklärt. In einem Teil sind all die Schiffe und Werkezeuge gezeigt, die hier in Siglufjörður für den Fischfang eingesetzt wurden. Die Kamera ist übrigens nicht defekt – aber das Licht war sehr schummrig.

Museums-Fassade des zweiten Hauses (Produktion von Öl und Fisch-Futter sowei Salzfisch)

In einem zweiten Haus ist alles zur Herstellung von Fisch-Öl und Fischfutter gezeigt.

Im dritten Teil ist die Herstellung von gesalzenem Fisch (Essfisch – Bismark- und Matjes Hering gezeigt und die Unterkünfte der Mitarbeitenden). Ein wirklich sehr gut aufbereitetes, gestaltetes und unterhaltenes Museum, das jederzeit ein Besuch wert ist.

Auch wenn wir schon insgesamt drei Mal in Siglufjörður sind, finden wir immer wieder neue Ecken und fühlen uns hier einfach wohl. Nach einer kleinen Tour durch Siglufjörður und einen Blick in die eigene Brauerei Segull 67 sind wir dann zurück.

Unser Stellplatz – auf weiter Flur alleine

Übrigens – der Fisch, den wir heute gekauft haben, war köstlich.

18.09.2020: Aller Guter Dinge sind zwei – gestern und heute 😊