Gestern Morgen stand Grenzübertritt Armenien – Georgien auf dem Programm. Nach den letzten Erfahrungen haben wir uns auf Wartezeiten gefasst gemacht. Doch – es geschehen noch Zeichen und Wunder – nach 30 Minuten waren wir aus Armenien raus und in Georgien drin. Die Zollbeamten waren auf beiden Seiten sehr angenehm. Ich hatte nur einmal einen kleinen Schreckensmoment: der junge Zöllner schaute die sechs Flaschen Wein an und sagte „Nicht gut, gar nicht gut“. Ich habe mich schon auf eine Busse eingestellt wegen zu viel Wein, als er sagte „Falscher Wein, ist nicht aus Georgien, sondern Armenien!“. Uff 😉🙄.

Anschliessend sind wir rund 110 km nach Tiflis gefahren, wo wir – mit Blick über Neu-Tiflis am Turtle Lake, ein Naherholungsgebiet – stehen. Auf der Hinfahrt sind noch ein – zwei Fotos entstanden, die zeigen, dass auch Georgien kein sehr reiches, Land ist. Trotzdem, was uns sofort aufgefallen ist, ist die Herzlichkeit und auch die Lebensfreude der Menschen in Georgien; das, was wir in Armenien vermisst haben. Die Menschen sind sehr ernst und wirken teilweise vergrämt oder traurig. Darauf angesprochen argumentieren sie jeweils mit ihrer schwierigen Vergangenheit (wobei es den Georgiern nicht viel besser erging). Uns schien es, dass die Armenier lieber in die Vergangenheit zurückschauen, während die Georgier nach vorne schauen. Vergangenheit und Geschickte lassen sich nicht ändern, aber es lässt sich daraus lernen.

Am Abend sind Norbert und ich nach Tiflis (auch Tbilisi genannt mit rund 1.1 Mio. Einwohner) reingefahren (per Taxi), um noch einige Aufnahmen mit Abendlicht zu machen. Wir haben uns an den „Platz der Freiheit“ fahren lassen, wo auf einer Säule der Heilige Georg thront und ihn im Kampf mit dem Drachen zeigt. Bis 1990 war auf der Säule die überdimensionierte Statue von Lenin. Erst 2006 wurde der Heilige Georg auf die Säule gesetzt.

Wir sind durch die Altstadt gelaufen, über die tolle überdachte Friedensbrücke, durch Parks und entlang vielen schönen Gebäuden.

Am Schluss haben wir im „Tower of Wine“ ein, zwei Gläser Georgischen Wein kredenzt und uns auf die nächsten Tage in Georgien eingestimmt. Direkt vor dem Restaurant sitzt der „Tamada“, ein Tischmeister, der das Geschehen bei einem georgischen Bankett lenkt und Trinksprüche ausbringt. Er hält in seiner Hand ein Trinkhorn.

Heute Morgen ging wir erneut in die Altstadt, diesmal aber mit Stadtführung. Uns ist gestern schon aufgefallen, dass in Tiflis unterschiedliche Religionen auf kleinem Platz zusammenleben: eine Georgischen Orthodoxen Apostelkirche, eine Armenisch-gregorianische Apostelkirche, eine Römisch-katholische Kirche, eine georgisch-jüdische und zwei aschkenasische Synagogen, eine Moschee mit zwei Gebetsnischen (Mihrab), einer schiitischen und einer sunnitischen, ein zoroastrischen Tempel und eine lutherische Kirche.

Am Marionettentheater begrüsste uns ein Engel, der die Uhrzeit auf der Glocke schlug.

Tiflis hat über 64 Schwefelquellen, die heute alle in privater Hand sind und die Besucher mit Schwefelbäder und Massagen verwöhnen.

Wir haben so viele tolle Gebäude und auch Statuen gesehen, deren Namen wir gar nicht alle behalten können, deshalb lassen wir einfach die Bilder für sich und das herrliche Tiflis sprechen.

Zum Schluss kamen wir auf den Hauptplatz mit dem Brunnen auf welchem der tote Fasan und der Falke dargestellt ist. Dieser Brunnen symbolisiert die Sage von Tiflis: Nach der Legende zufolge, jagte der georgische König, Vakhtang I Gorgasali, einst in den Wäldern in der Nähe, der ersten Hauptstadt Georgiens – Mtskheta. Nach einiger Zeit sah er einen Fasan und tötete den Vogel. Der König schickte seinen Falken, um die Beute zu finden. Der Falke flog davon, doch nach einer Weile verlor der König ihn aus den Augen. Auf der Suche nach den Vögeln stiess Vakhtang Gorgasali mit seinen Jägern auf eine Wasserquelle. Sie sahen, dass sowohl der Falke, als auch der Fasan in die heisse Quelle gestürzt waren. Als er erfuhr, dass es in dem bewaldeten Tal viele solcher Quellen gab, gründete er an diesem Ort eine Stadt und nannte sie Tbilisi. Tbili bedeutet warm.

25./26.10.2019: Tiefenentspannte Grenzübertritte und herrliches Tiflis, Hauptstadt Georgiens

2 Kommentare zu „25./26.10.2019: Tiefenentspannte Grenzübertritte und herrliches Tiflis, Hauptstadt Georgiens

  • Oktober 28, 2019 um 10:07 am Uhr
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    Hallo zäme!
    So schöne alte Häuser. Super schön. Wenig bis keine Touris mehr, Kleidervorschriften halten sich auch in Grenzen. Hihihi
    Kommt in unseren Jahrgängen eh nicht mehr ganz soooo gut mit dem Bauchfrei. Bei dir Claudia natürlich schon!!!
    Ich staunte schon lange ab euren zu mehreren hunderten von Kirchen und Klöster! Tapfer seid ihr! Einewäg!
    In wenigen Tagen kommt der Heimweg näher!
    Hebet witerhin Sorg!
    Liebi Grüess

    • Oktober 28, 2019 um 6:47 pm Uhr
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      Hallo Du

      ja – die Touris nehmen ab, die Jahreszeit ist auch etwas kühler. Und ja – die Kleidervorschriften werden weniger, wobei in den Kirchen nach wie vor das Kopftuch Trumpf ist ;-). Wir freuen uns, wenn wir dann wieder zurück sind, auch wenn wir es auf Deinen Geburi nicht schaffen. Werden aber ganz gross auf Dich anstossen, wenn es dann so weit ist.

      Liebe Grüsse und bis glii
      Claudia und Norbert

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