Mangels Internet oder Temperaturen über 35 Grad und 75 % Luftfeuchtigkeit in der Nacht gibt es erst heute wieder einen Blog.

Am 3.6. sind wir von Kerman in Richtung persischer Golf aufgebrochen. Es ist offensichtlich, dass Polizei, Militär und Revolutionsgarde ziemlich nervös sind wegen den Ereignissen am Golf resp. in der Strasse von Hormus. Die Kontrollen nehmen zu.

Wir sind in den Tagen durch wunderschöne Wüstenlandschaften gefahren mit tollen Gesteinsformationen, die uns immer und immer wieder begeistern. Durch die Verdunstung von Wasser in der Wüste gibt es auch viele Stellen mit kleineren oder grösseren Salzflächen.

Am 3.6. haben wir rund 118 km vor dem Nachtplatz in einem Eukalyptus-Hain eine eher unschöne Begegnung gehabt: wir haben auf einem offiziell ausgeschilderten Parkplatz angehalten, um Fahrerwechsel zu machen. Wir sahen den Zaun hinter dem Parkplatz schon, aber es war nicht das erste Mal und es gab auch keine Anzeichen dafür, dass es ein Ort ist, der zu meiden sei. Plötzlich sah ich, wie einer in Militäruniform und einer in Zivil auf uns zukamen. Der in Zivil hatte einen Schlagstock bei sich – in Schlagposition. Ich habe ihnen angedeutet, dass wir gleich wieder abfahren, doch sie haben ihren Schritt nicht verlangsamt. So schnell sind wir noch nie von einem Parkplatz abgefahren 🙄.

Unser Nachtplatz war in einem Eukalyptus-Wald, der wohl früher ein Erholungsgebiet und kleine Parkanlage war. Es war inzwischen aber alles ziemlich verwildert, obwohl es in einer traumhaften Landschaft liegt. Egal – wir standen ja nur eine Nacht da, ehe es dann zum persischen Golf nach Dezhgan ging.

Da es längere Fahrstrecken waren, haben wir nicht so viel fotografiert. Doch das eine oder andere Bild ist doch entstanden, besonders hat uns die LKW-Wäsche „auf iranisch“ gefallen.

Am 4.10. verbrachten wir die Nacht in Dezhgan am persischen Golf, nicht unweit der Strasse von Hormus. Wir verbrachten den Nachmittag mit Baden und Lesen. Am Abend verwöhnten uns unsere Guides mit wunderbarem Fisch und Crevetten, die sie über dem Feuer zubereitet hatten. Wir Reiseteilnehmer brachten selbstgemachte Salate mit. Der tolle Abend wurde aber jäh von einem Gewitter mit Sandsturm beendet, wie ich es noch nie erlebt hatte. Innert Minuten hat es gestürmt und geregnet – wir haben bei starkem Sandsturm alles notdürftig reingeräumt, sind Teller und Stühlen hinterhergerannt und im Womo sammelte sich überall Sand an, das durch die Luken kam. Wir hatten einige Millimeter Sand drin und das bei hoher Luftfeuchtigkeit. Und somit startete in der Nacht noch eine Putzaktion bei 35 Grad im WoMo. Ex-BR Ogi würde sagen: „Freude herrscht“.

Am 5.10. sind wir nach einer erneut abenteuerlichen Dieseltankaktion zu einem nächsten Stellplatz am Persischen Golf gefahren, nach Moghdan. Auf dem Weg haben wir eine Werft besucht, wo alte Schiffe wieder in Stand gestellt und überholt werden. Die Arbeiter waren enorm nett und wollten uns alles zeigen.

In dieser Gegend gibt es viele Zisternen, d.h. „Ab Anbars“, die heute aber höchsten noch von Hirten oder für Bauarbeiten genutzt wird, da das Wasser sehr weich ist. Das Wasser ist entweder Grundwasser oder Regenwasser, das während der Regenzeit gesammelt wird, indem in Wadis, die bei Regenwetter grosse Wasserfluten führen, an verschiedenen Stellen diese Wasserspeicher gebaut wurden.

Der gestrige Stellplatz war sehr schön – und wohl sehr neuralgisch gelegen. Auf jeden Fall hatten wir zwei Mal Besuch des Militärs, das klären wollte, was wir hier machen. Dies ist wohl ein Strandabschnitt, der bei Schmugglern zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran beliebt ist.

Am 6.10. sind wir nach Shiraz gefahren, durch das «Herz» des alten persischen Reiches (Achämendisches Weltreich) – es waren 450 km und da haben wir uns mehr auf die Strecke als auf Fotos konzentriert. Trotzdem haben wir einiges gesehen, neben wunderbaren Wüstenlandschaften und Felsenformationen.

Nachdem wir mal wieder eine Diesel-Tank-Übung hinter uns gebracht haben, ging es weiter. Wir fuhren an enormen Ölraffinerien entlang, die direkt am Meer liegen, wo auch die Häfen sind. Gegenüber stehen die grossen Gas-Abfackeltürme, mit welchen das bei der Erdölförderung entstehende „abgefackelt“ wird. Als unangenehmger Nebeneffekt entstehen riesige Mengen an Schwefel. Obwohl nahe dieser Anlagen Fotografierverbot ist, konnten wir es nicht lassen.

In Firuzabad haben wir eine sassanidischen Palastanlage Ardaschirs I. aus der Vor-Islamischen Zeit besucht. Es ist beeindruckend zu sehen, wieviel aus ca. 230 nach Christus noch steht. Besonders gut hat uns der Teich gefallen, der von einer grossen unterirdischen Quelle gespiesen wird.

Auf einer Anhöhung haben wir einen weiteren Feuertempel des Zoroastrismus gesehen.

Anschliessend sind wir zügig nach Shiraz gefahren ins Hotel Tourist Inn. Eigentlich wäre geplant gewesen, im Hotel zu übernachten. Angesichts der Qualität und Sauberkeit des „5Sterne-Hauses 🤑“ haben wir beschlossen, auch die zwei Nächte in unserem eigenen rollenden Haus zu schlafen.

Wir sind morgen gespannt auf Shiraz.

Übrigens: wir haben seit Anfang der Reise 29’454 km zurückgelegt.

3. – 6.10.2019: Von Kerman nach Shiraz – 1’000 km mit Abstecher an den persischen Golf

7 Kommentare zu „3. – 6.10.2019: Von Kerman nach Shiraz – 1’000 km mit Abstecher an den persischen Golf

  • Oktober 7, 2019 um 8:38 am Uhr
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    Meine Lieben, das war die 1. und bestimmt auch die Letzte obergefährliche Situation. Bin ich froh, dass ihr endlich wieder die Richtung gewechselt habt. Das dauert aber noch lange bis ihr aus dem Iran fahrt gäll?
    Obwohl es dort auch viele tolle Menschen und Landschaft undundund gibt. Herrliche Fotos!
    Habt ihr euer Inventar zusammen? Oder blieb was in der Wüste zurück? Uff das ust eine klebrige Angelegenheit mit dem Putzen! Oje!
    Von Herzen gute Weiterfahrt!

  • Oktober 7, 2019 um 8:41 am Uhr
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    Habs grad im Programm gelesen. 19.10. kommt das nächste Labd!
    Was ich schon lange fragen wollte. Ihr habt ja kaum vom Start bis Ende die gleiche Reiseleitung? Wie oft hat die schon gewechselt?

    • Oktober 7, 2019 um 6:42 pm Uhr
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      Hallo Nati, genau – Armenien. Wir hatten die selbe Reiseleitung in Lettland (Riga), Russland und Mongolei, dann eine für China und nun wieder eine für Kirgistan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, Armenien und Georgien. Nebst der Reiseleitung gibt es immer noch lokale Guides. Im Sandsturm haben wir in der Nacht mit der Taschenlampe noch Teller und Schaumstoffmatte gefunden – war aber etwas mühsam. Ja – die blöde gefährliche Situation war unangenehm aber die einzige.

      Ganz liebe Grüsse und bis gliiii

  • Oktober 7, 2019 um 9:14 am Uhr
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    Das ist ein enorm spannender Blog und so vielseitig es ist ein wunderschönes mitreisen nur haben wir keinen Sandsturm und Hitze,also nur lauter Annehmlichkeiten. Auch nicht ( Grend aber ond säckle beziehungsweise is Auto ond ab ) ja es gibt eben auch brenzlige Situationen aber als gutes Team kann euch nichts erschüttern, macht weiter so. Wie viele km habt ihr noch vor euch ? Das ist eine wahnsinnsstrecke die ihr gefahren sind. Schatz noch herzlichen Dank für das gestrige Telefon . Wünsche euch eine gute Weiterfahrt und glG Mams.

    • Oktober 7, 2019 um 6:44 pm Uhr
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      Hallo Mams, es war mit dem Sandsturm und dem lieben Schlagstock-Duo nicht so super und trotzdem waren es geniale Tage (und es betzeli Sande muess es ). Wir werden wohl noch rund 7’000 km fahren bis wir wieder zurück sind. Wir haben ausgerechnet, dass die ganze Reise von Wohlen bis Wohlen ca. 35’000 km sein werden.

      Kusssss❤️❤️❤️

  • Oktober 7, 2019 um 5:18 pm Uhr
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    Liebe Claudia, lieber Norbert
    Seit Beginn eurer Reise „begleiten“ wir euch. Euer Blog ist zu einem spannenden und mit wunderschönen Bilder dokumentierten MUSS geworden. Übers Wochenende musste ich 4 Wochen nachholen, also lesen und staunen. Wir haben uns während unserer Tour eine Offline-Zeit gegönnt und sind jetzt wieder dabei und bleiben dran 🙂
    Herzlich,
    Marlies & Klaus

    • Oktober 7, 2019 um 6:45 pm Uhr
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      Hallo Ihr Lieben

      Offline-Zeit hört sich gut an, wo seid Ihr gewesen? Ja – wir geniessen die Zeit, die Reise, die Eindrücke und können uns fast nicht vorstellen, dass wir schon 5 Monate unterwegs sind.

      Freut uns, dass Euch unser Blog gefällt.

      Bis glii und ganz liebe Grüsse
      Norbert und Claudia

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