In Turkmenistan war schlicht nichts mit Internet – wir hatten zwar eine SIM-Karte mit angeblich 300 MB Internet-Guthaben. Nur es funktionierte nicht, da kein Empfang war. Deshalb „quälen“ wir uns nun mit einem Mammut-Blog 😉.

Am 19.9. mussten wir um 07.00 Uhr schon los, damit wir rechtzeitig an der Grenze waren. Der Grenzübertritt Turkmenistan war sehr entspannt, obwohl es hiess, dass man keine Touristen im Lande will. Der Eindruck war aber ganz anders! Die Zöllner waren sehr nett, haben uns herzlich willkommen geheissen und waren sehr zuvorkommend.

Uns ist sofort die nette Art der Leute aufgefallen. Überall wurde zugewinkt, die Schüler in schickem weissem Hemd, blaue Veste und Hose, die Mädchen bis 16 Jahre in grünen Röcken, die Studierende in ihren roten Kleidern waren sehr freundlich. Und überall strahlt uns der Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow mit seinem Pepsodent-Lächeln entgegen (er war schliesslich Zahnarzt, ehe er zum Präsidenten umgesattelt ist).

Der Hotelparkplatz im Hotel Turkmenistan war riesig, mit Grünfläche und Pavillons. Wir hatten es schon lange nicht mehr so gut. ABER – wir sind auf Schritt und Tritt überwacht – die Geheimpolizei weiss immer, wo wir sind.

Turkmenistan besteht aus fünf Volksgruppen, sogenannte Hauptstämme, die sich auch mit ihren Ornamenten in der Flagge zeigen. Die Stämme verteilen sich auf fünf verschiedene Oasen. 

Am 20.9. haben wir eine kurze Stadtbesichtigung von Dashoguz gemacht. Wir kamen ob der riesigen weissen Bauten nicht aus dem Staunen raus. Es ist alles überdimensioniert. Sei es das Finanzamt, das Standesamt, die Bibliothek, die Festhallte – Gigantismus ist die Devise. Tolle Parks und Alleen säumen die Strassen und das in einem Land, ohne grosse Wasservorräte. Grund sind die hohen Erdgasvorkommen im Boden und eher stösst man auf Erdgas als auf Wasser. 

Überall lächelt der Präsident. Das Bild entstand wohl, bevor er vor versammelter ausländischer Honoratioren vom Pferd viel.

Während der Sowjet-Zeit wurde in Turkmenistan extensiv Baumwolle angepflanzt und dem Zufluss zum Aral-See so viel Wasser entnommen. Aus diesem Grund ist der Aral-See heute fast ausgetrocknet.

Nach der Stadtbesichtigung sind wir nach Köneurgench aufgebrochen. Es wurde uns klar gesagt, dass wir die vorgegebene Strecke nicht verlassen und keinesfalls vor 13.00 Uhr aufbrechen dürften. Schön zu wissen, dass wir wieder voll unter Aufsicht sind und uns nichts passieren kann 🙄.

Am Abend haben wir das Mausoleum von Nadschmeddin Kubra, der Gründer des Sufi-Ordens, besucht. Nadschmeddin wurde im 13. Jahrhundert von den Mongolen geköpft. Sein Leib wurde in einem Teil des Mausoleums beigesetzt, sein Kopf in einer Säule innerhalb des Mausoleums.

Unser Stellplatz war vis-à-vis des Mausoleums – geradezu ideal.

Unsere drei Guides wurden jeweils durch das Militär abgeholt und wieder gebracht. Angeblich hat man bei einem guten Kollegen übernachtet. Schlafsack und Taxidienst deuten aber auf den um die Ecke liegende Militärstützpunkt 🤫.

21.9. Vormittag besuchten wir vor der Weiterreise nach Darwasa das Turabeg-Khanum-Mausoleum der Sufi-Dynastie. Es hat eine wunderbare 20 m hohe Kuppel mit 365 Sternen verziert.

Das angrenzende Minarett Kutlug Timur aus dem 11. Jahrhundert (wurde erst 1336 beendet) ist mit 62 m Höhe das höchste Centralasiens. Es hat weitere wunderschöne Ausgrabungsstädten auf diesem Gelände, die wir abgelaufen sind.

Danach sind wir die 270 km nach Darwasa gefahren – Darwasa auch „Tor zur Hölle genannt“. Die Strasse gibt der Bezeichnung „schlechteste Strasse“ eine neue Dimension. Noch nie – aber gar nie – hatten wir so desolate Strassenverhältnisse angetroffen. Wir konnten durchschnittlich mit 25 km/h fahren, ohne zu riskieren, dass uns der ganze Aufbau auseinanderbricht. Ein Grossteil hatte defekte Inneneinrichtungen, komplett ramponierte Kühlschränke und einiges mehr. Unterwegs haben wir noch die eine oder andere Strassenszene mitgenommen, so auch die riesigen Sammelstellen für Baumwolle. 

Der Darwasa-Krater in der Wüste von Karakum enstand 1970 bei Probe-Bohrungen für Erdgas. Er hat einen Durchmesser von rund 200 m und 50 m Tiefe. Aufgrund des sehr instabilen Gesteins stürzte die Bohrstelle ein und es entsand ein Krater, in dem aus hunderten Spalten Gas austritt. Über die Jahre ist immer wieder Vieh reingestürzt oder am Rande aufgrund des Gases verendet. Es wird erzählt, dass ein Hirte das nicht mehr länger mitansehen wollte und er deshalb das Gas im Krater entzündete. Seit dem brennt das Gas im Karater und kann nicht mehr gelöscht werden. Auf jeden Fall ist es ein spektakuläres Schaupspiel. Am Abend hatten wir unser Dinner mit der ganzen Gruppe direkt am Kraterrand. Der Platz von unserem WoMo war auf einer kleinen Plattform, direkt mit Blick auf den Krater  – und mit diesem Anblick auch heute morgen aufgewacht. 

22.9. Unser Weg nach Ashgabat war begleitet von einem heftigen Sandsturm, deshalb sind sehr wenig Bilder entstanden. 

Unser Stellplatz für die nächsten drei Tage ist hinter dem Hotel Lacyn – sehr verkehrsgünstig in der Einflugschneise des Flughafens gelegen ;-). Da hier wohl der Präsident auf seinem Weg zum Flughafen öfter am Hotel vorbeifährt, müssen wir uns sehr eng stellen, damit er uns nicht sieht (würde dem Präsidenten nicht gefallen, so die Meinung der turkmenischen Reiseleitung).

23.9. Der heutige Tag beginnt mit einer Stadtbesichtigung der sehr neuen und modernen Hauptstadt Ashgabat. Ein wahrer Irrsinn an Gigantismus – immer wieder hiess es: „eingetragen im Guiness-Buch der Weltrekorde“. Es werden Milliarden gescheffelt mit Export von Erdgas und Baumwolle. Nur die einfachen Leute darben. Der Überwachungsstaat ist enorm – unterschwellig, aber omnipräsent. Natürlich durfte auch der höchste Fahnenmast mit 133 m nicht fehlen. Eben – Hauptsache „GROSSSSS“. 

Norbert und eine andere Reiseteilnehmerin auf der Suche nach dem besten Winkel für das Foto.

Am 24.9. sind wir mit ein paar Leuten nach Nisa gefahren, eine alte sehr bemerkenswerte Ausgrabungsstädte der Parther um ca. 200 vor Christus bis rund 100 nach Christus. Am Nachmittag war grosses Nichtstun und Lesen angesagt.

Am Abend gab es das Abschiedsessen in Turkmenistan – ein feuchtfröhlicher Abend mit Tanz und einem für sich sprechenden Schild am Eingang.

Am 25.9. war die Einreise in den Iran, welche sehr gut verlaufen ist. Die Ausreise aus Turkmenistan hatte alle in unseren 5 Tagen gewonnen Eindrücke über dieses doch sehr absurde Land noch verstärkt. Auf dem Weg zur Grenzstation, die auf 2‘000 m Höhe liegt konnten wir noch einige Fotos von den Gebäuden macheh. Die beiden letzten Präsidenten in Turkmenistan sind Anhänger von Gigantismus. Und – wir mussten mal wieder Konvoi fahren – rund 25 km durch ein riesen Gewusel im Morgenverkehr war eine ziemliche Herausforderung, um nicht zu schreiben „nervend“.

Der erste Checkpoint in Turkmenistan dauerte gut 1.5 Stunden, ehe wir dann den Pass zur Grenzstation in Angriff nahmen. Angekommen erlebten wir Chaos pur. Die Grenzer waren total überfordert. Bis vor einigen Wochen gab es ein Formular, das sie mit dem Ausreisestempel abstempeln mussten. Nur – dieses wurde von der Ausreisebehörde kurzerhand ausser Kraft gesetzt. Nun – was machen die armen Zöllner nun – sie behielten einfach unsere Pässe und begannen dann wie wild mit dem Aussendepartement zu telefonieren und gaben jede einzelne Passnummer durch, die verifiziert wurde. Das Auto selber wurde nicht gross durchsucht – bei uns sassen sie zu dritt im Wagen und haben mich u.a. gefragt, was so ein Auto kostet, ob ich verheiratet sei, ob es noch Alkohol im Auto gäbe, das wäre im Iran verboten, sie würden es aber selbstverständlich für uns „entsorgen“.

Die Einreise in den Iran war wie schon erwähnt sehr einfach und die Zöllner enorm freundlich. Sie hiessen uns bei jeder Kontrollstation herzlich willkommen im Iran. 

Und ab dem Moment der Einreise heisst es für mich: Kopftuch, knöcheldeckende Hose und hüftlange Bluse, die nicht figurenbetont sein darf. Unser Weg nach Mashhad verlief durch eine tolle Berglandschaft. Wir stehen die nächsten zwei Nächte auf dem Platz eines Vergnügungsparks. Am Abend hatten wir schon Besuch einer Familie, die Picknick machte und dachte, sie können uns noch ein Brot bringen.

Beim Blog schreiben

Heute am 26.9. machten wir eine Stadtrundfahrt in Mashad (mit 3 Mio Einwohner die zweitgrösste Stadt Irans), das als religiöse Pilgerstätte bekannt ist. Die Pilgerstädte ist um den Imam-Reza-Schrein herum angelegt, der über goldene Kuppeln und Minarette verfügt. Die Besichtigung begann mit zwei Kurzfilmen und der Messe eines Imans. Es ist eine tolle Anlage, aber noch viel mehr begeistert haben uns die Pilger aus ganz Iran. Sie haben uns immer willkommen geheissen, haben sich bedankt, dass wir in den Iran kommen, haben uns eine gute Zeit gewünscht und einfach freundlich gelächelt.

Zu der Besichtigung mussten wir Frauen einen Tschador tragen – zwar nicht schwarz sondern bunt gemustert, aber heiss war es trotzdem darunter.

Dass wir immer und überall mit Kopftuch, langes Oberteil rumlaufen müssen, ist noch immer sehr ungewohnt.

19.9. – 26.9.2019: Von Usbekistan nach Turkmenistan (oder eher nach Absurdistan) und weiter in den Iran nach Mashhad

4 Kommentare zu „19.9. – 26.9.2019: Von Usbekistan nach Turkmenistan (oder eher nach Absurdistan) und weiter in den Iran nach Mashhad

  • September 27, 2019 um 8:37 am Uhr
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    Hallo ihr Lieben jetzt habt ihr schon so viel erlebt man denkt es kann nicht mehr getopt werden, aber ihr werdet immer wieder überrascht und wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Es erstaunt mich, wie die Menschen so freundlich sind, ich fand es lustig : meine Tochter mit der modischer Bekleidung, aber eben Pflicht, vielen Dank für den vielfältigen Blog ( Han scho Entzugserscheinung gha) jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Viele liebe Grüsse Mams und eine gute Weiterfahrt, hab euch lieb .

    • September 27, 2019 um 6:44 pm Uhr
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      Hallo Mamns, danke für Deinen Kommentar. Ja – der neuste Modestil ist wunderbar – und v.a. bei 40 Grad ;-). Ganz liebe Grüsse – besch en Schatz, Claudia

  • September 30, 2019 um 10:31 am Uhr
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    Hallo Ihr Lieben
    Am Freitag geht es bei uns los und wir reisen in umgekehrter Richtung von Aschgabat via Usbekistan und Kirgistan nach Almaty in Kasastan. Eure Bilder waren eine tolle Einstimmung. Wir freuen uns und sind gespannt.
    Gute Weiterreise
    Claudia & Dani

    • September 30, 2019 um 6:11 pm Uhr
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      Hallo Ihr Lieben

      da könnt Ihr euch auf eine tolle Reise freuen. Nehmt einfach noch Überziesocken mit, die Boden der Moscheen und Schreins sind teilweise mehr als eklig. Da willst Du weder Barfuss rumlaufen noch in Deine Schuhe reinschlüpfen. Ashgabat ist sehr speziell, aber wert zu sehen, Usbekistan und Kirgistan fand ich sehr gut und Kasastan waren wir nicht. Aber schön, dass die Fotos eine Einstimmung auf Eure tolle Reise waren.

      Gute Reise und geniesst es – wir freuen uns, von Euch zu hören.

      Liebe Grüsse
      Norbert und Claudia

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