Am 18. sind wir zeitig (07.30 Uhr) in Irkutsk, bei Regen, losgefahren. Auf dem Weg von Irkutsk haben wir noch Dinge eingekauft, die wir am Vortag vergessen hatten, inkl. viel Trinkwasser.

Wir sind die 280 km über wenige gute, aber viele schlechte Strassen, Pisten und Baustellen gefahren. Wir sind nun in der Region der Burjaten, von denen viele Buddhisten sind, so auch unsere Co-Reiseleiterin Sascha und ihr Mann Tsyren. Je näher wir dem Baikalsee kamen, desto mehr Schaman-Stehlen, Serge genannt, sind wir begegnet. Dort können Autofahrer mit besonderen Riten um die Erfüllung von Wünschen beten und Opfergaben bringen. Auch die Pferde-Herden, die sich frei durch die Steppe bewegen, haben es uns angetan. Ein ganz anderes Bild, als wenn die Tiere in grossen Gehegen gehalten werden.

Wir sind gegen 14.00 Uhr an der Fährstation angekommen, wo wir ohne zu warten zur Insel Olchon übersetzen konnten. Es haben ganze drei Fahrzeuge Platz gehabt. Aber zum Glück gab es insgesamt drei Fähren – die Überfahrt dauerte rund 15 Minuten bei eher unruhigem Seegang.

Von der Fährstation bis zu unserem Stellplatz waren gut 20 km reine Wellblechpiste zu fahren. Mit hohem Tempo war nichts zu machen, zu viele Schlaglöcher und Steine. So sind wir gemütlich bei rund 20 im/h zum Stellplatz gerollt. Unser Platz ist der absolute Traum: wir haben ein Gelände von über 500 m Länge und 20 m Breite für uns.

Der Baikallsee (Süsswasser) ist das siebtgrösste Binnengewässer der Welt. Mit einer Oberfläche von 31’500 m2, einer Länge von 636 km, Breite von 27 – 80 km und einer max. Tiefe von 1’642 m ist er unseres Erachtens riesig und einfach nur schön. Er wird nicht umsonst die Perle Sibiriens genannt, so wie die Insel Olchon die Perle des Baikalsees genannt wird. Am 19.6. wurden wir um 09.00 Uhr mit Off-Roadern der Marke UAZ (https://de.wikipedia.org/wiki/Uljanowski_Awtomobilny_Sawod) abgeholt. Diese eher altmodisch und zerbrechlich aussehenden Autos sind, entgegen ihrem Äusseren, unwahrscheinlich geländegängig und robust. Besonders sind immer die Dekos, z.B. das Foto eines ganz jungen Putins neben Heiligenbildern.

Wir fuhren erst zu den Schamanen-Felsen im nördlichen Teil der Insel Olchon. Ein wunderbare Felsformation, die nur Schamane (Medizinmänner) aus dem Kreise der Burjaten betreten durften. Wie uns erzählt wurde, hat jeder Schamane eine Besonderheit: sei es sechs Finger an einer Hand, ein Schwanz (Steissbein-Deformation) oder sonst was (wir können haben es aber nicht selber gesehen).

Der nächste Zwischenhalt zeigte versch. Felsformationen wie Löwe, Krokodil und das Antlitz vom Baikalsee (bitte mit viel Fantasie betrachten).

Danach sind wir zum östlichsten Punkt der Olchon-Insel, zum Kap Hoboi, gefahren. Der Höllenritt in den UAZ (unsere Eingeweide wurden tüchtig durchgeschüttelt) wurde mit traumhaften Blicken auf den Baikalsee und mit einer schönen Wanderung mit einer tollen Flora und Fauna sowie einer köstlichen Fischsuppe, die unsere Fahrer zubereitet haben, belohnt. 

Gegen 17.30 Uhr kamen wie wieder auf dem Stellplatz an und Norbert schickte noch kurz die Drohne hoch.

Am 20.6. stand der nächste Ausflug an – aber zuvor machte unsere Reiseleitung noch ein bojatisches Ritual mit Milch und Reis, bat um gute Stimmung und Einvernehmen in der Gruppe, dass alles gut geht und sich alle wohl fühlen. Ob man daran glaubt oder nicht, ist hier nicht die Frage – aber es ist schön zu sehen, dass es noch anderes gibt zwischen Himmel und Erde, als was wir rational erklären können. Danach liefen wir zu einer Bucht, wo zwei Schiffe auf uns warteten, die uns zur Ogoy-Insel schipperten. Dort befindet sich eine schöne Stupa (die Stupa ist ein buddhistisches Bauwerk, das Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, symbolisiert), die von den Buddhisten aus naher und ferner Umgebung aufgesucht wird. Sie ist wunderbar auf dem höchsten Punkt der Insel erbaut worden. 

Danach fuhren wir zur Insel Zamogoy, wo wir das Glück hatten, eine grosse Gruppe von Baikal-Robben zu sehen und zu fotografieren.

Gegen 14.30 Uhr waren wir zurück und genossen das süsse Nichts-Tun, das sich morgen und übermorgen fortsetzt. Die Pizza am Abend, mit Blick auf den Baikal-See und einem feinen Barbera d’Alba (aus der Schweiz mitgebracht) mundete köstlich. 

21.6.2019: Ausschlafen – yeahhhh! Nach einem gemütlichen Z’Morgen (ist eigentlich immer gemütlich bei uns), reinigten wir die Solar-Panelen. Oh Wunder – plötzlich konnten wir noch mehr Solarstrom gewinnen. Eigentlich wollten wir loswandern, doch es setzte Regen ein. Hier auf der Insel Olchon gilt die Regel: «Wenn Du das Wetter nichts magst, dann warte 15 Minuten und es ändert sich». So war es dann auch. Trotzdem entschloss ich mich, meinen Omnia-Backofen zum allerersten Mal in Betrieb zu nehmen. Ich hatte vor, einen Zitronenkuchen zu backen. Und siehe da – auch mit Gasherd und Ceranfeld klappt es ganz gut – Norbert und ich sind auf jeden Fall mit dem Ergebnis zufrieden.

Danach kam die Sonne, es wurde wärmer und wir gingen Wandern. Die Insel ist wunderschön, es gibt einige Hügel, die erklommen werden können. Die Wege führen durch eine tolle Steppenlandschaft und immer wieder mit schönem Blick auf Buchten und den Baikalsee. 

Um 17.00 Uhr machten wir alle gemeinsam russische Salate und grillierten Würste. Für ein Mal trifft der Spruch «viele Köche verderben den Brei» nicht zu. Es waren köstliche Salate: ein Olivier (das, was wir «russischer Salat» nenne) mit Erbsen, Eier, Rüebli, Kartoffeln, Zwiebeln, einer Art Lyoner-Wurst und Mayonnaise. Dann Krabbenstangen-Salat mit Krabben-Fleisch, Salzmandeln, geräucherte Käsestäbchen, Eier, Zwiebeln und Mayonnaise. Und der letzte war ein Olchon-Salat mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Essig und Öl.

Es war eine tolle Stimmung, so dass später sogar noch das Tanzbein geschwungen wurde. Norbert liess auch noch die Drohne steigen, um die grosse Tafel aufzunehmen.

Morgen wollen wir mal die Banja (Sauna) ausprobieren, die hier steht. Zum Abkühlen lädt der Baikalsee mit seinen 8 Grad ein *brrrrr*.

22.6.2019: Und nochmals ausschlafen – nur heute musste ich mal wieder Wäsche waschen. Wasser hat es ja genug im See und Wäsche ist auch einige angefallen. Leider ist das Wetter sehr durchzogen, mal Regen, mal Niesel – die einzige Konstante ist die Kälte bei rund 10 Grad. 

Die Banja haben wir kurzerhand gestrichen – das Wasser ist heute auch sehr unruhig und es hat viel Schlamm angespült. Dafür hat mir heute Norbert die Haare geschnitten (nein – Petra hat ihren Job nicht los). Ich wollte die Haare ganz kurz – Norbert ist hundert Tode gestorben, weil er glaubte, ich würde ihn steinigen. Mit Hilfe von Bryoni kam es so heraus, wie ich es wollte – zu Dritt haben wir die Übergänge geschnitten. Nun habe ich zwei Wochen wieder Ruhe und kann die Haare mit dem Gesichtstüechli abreiben.

Am Abend nochmals ein kurzes Meeting, damit wir alle Informationen für den Fahrtag am 23.6. haben. Wieder 20 km zurück über Wellblechpiste, Fähre, Irkutsk, Einkaufen für den Geburtstagsapéro von Norbert am 24.6. und dann nach Bolshaja Rechka am Baikalsee. 

23.6. Heute war ein reiner Fahrtag von 364 km, zu dem wir frühzeitig aufgebrochen sind  – einige Impressionen von unterwegs, ansonsten gibt es wenig zu berichten. Aber  wir mussten natürlich noch für den morgigen Geburtstagsapéro von Norbert einkaufen. Im Laden kauften wir Bier, Wein und Wodka – plötzlich kam die eine Verkäuferin auf uns zugelaufen und versuchte uns irgendwie klar zu machen, dass wir mit dem Alkohol sofort zur Kasse müssten und zeigte uns mit den Finger «zwei». Tatsächlich – am Sonntag darf anscheinend in Irkutsk nur bis 14.00 Uhr Alkohol verkauft werden. Zum Glück war die gute Dame so resolut und ist mit unserem Einkaufswagen einfach mal Richtung Kasse marschiert. Nachdem wir die Alkoholika bezahlt haben, konnte wir weiter einkaufen.

Wir stehen heute an der Marina (ziemlich hoch gegriffen) des Jachtclubs «Blago» am Baikalsee. Wir  wurden zu Plov, dem Nationalgericht in Zentralasien eingeladen. Es ist ein Eintopfgericht mit Rindfleisch, Reis, Rüebli und Gewürzen. Dazwischen musste unser Technik-Genie, Tsyren, noch einen Stuhl schweissen – man beachte die Hilfsmittel, die er einsetzte, um den gebrochenen Stab richtig zu platzieren.

Anschliessend haben wir noch die Abendstimmung festgehalten.

So – wir sind wieder up-to-date –wir werden wir wohl nicht mehr so lange ohne Internet sein (ausser evtl. in China, da aber eher wegen Zensur). 

Morgen schauen wir uns dann das Freilichtmuseum Talzy und das Baikalmuseum in Listwjanka an. Und um 18.00 Uhr wird auf Norbert angestossen.

18. – 23.06.2019: Von Irkuts auf die Insel Olchon im Baikalsee und das süsse Nichts-Tun, Weiterfahrt nach Bolshaja Rechka

4 Kommentare zu „18. – 23.06.2019: Von Irkuts auf die Insel Olchon im Baikalsee und das süsse Nichts-Tun, Weiterfahrt nach Bolshaja Rechka

  • Juni 23, 2019 um 5:41 pm Uhr
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    Hallo ihr lieben so schön, dass wir wieder bei euch sein dürfen, das war eine harte Zeit aber dank dem ,dass wir SMS- len konnten, und wir wussten wie es euch geht war es nicht so schlimm und ich heute noch einen Anruf von euch bekam, war die Welt wieder total in Ordnung . Es ist erstaunlich was ihr alles gesehen und erlebt habt , das sind ja Welten . Ihr seit ja fast wie eine Familie. Hey, Claudia deine Haare sind für die Reise doch perfekt und praktisch! Gratuliere Norbert! Nun wünsche ich euch eine gute Nacht und morgen gute Fahrt Küsschen Mams

    • Juni 24, 2019 um 12:28 am Uhr
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      Hallo Mams, schön, dass es wieder klappt. Wir haben sehr viel gesehen und erlebt – es ist wirklich gut. Ja – die Haare sind praktisch. Am Abend kurz unter die Dusche halten und gut ist. Liebe Grüsse und ❤️

  • Juni 24, 2019 um 5:07 am Uhr
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    ‍♀️ Super gemacht liebe Gruess Petra

    • Juni 25, 2019 um 12:18 am Uhr
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      Danke 😉

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