Heute Morgen hat es erst mal geregnet, geregnet und nochmals geregnet. Und dies, obschon mich die verschiedenen Wetter-Apps mit „Sönneli“ angelächlet haben. Also – entweder waren die Apps oder Petrus falsch (weiss zwar nicht, ob man in den arabischen Ländern auch Petrus schuld gibt). Zum Glück haben wir Mams, die hat dann nochmals ein ernsthaftes Machtwort gesprochen – auf jeden Fall hatte es aufgehört zu regnen, als wir in Meknès angekommen sind.

Norbert hat es schon sehr gut raus mit Parkieren. Am bestens fährt man hier in Marokko, wenn man wirklich direkt vor die Sehenswürdigkeit fährt, die man besuchen will. Die Parkwächter setzen dann alle Hebel in Bewegung, um für ein Gefährt wie das unsere, einen optimalen und bewachten Platz zu finden. Das klappte auch heute wieder – wir haben einen perfekten Parkplatz, direkt bei der Medina (Altstadt) gefunden.

Natürlich kam schon wieder ein „Guide“ auf uns zu, der erklärte, dass es ohne ihn nicht ginge – wir würden nichts finden. Wir haben ihm dann erklärt, dass wir schon denken, dass es auch ohne ihn gehen würde (aber sicher waren wir gar nicht – nur dieser Herr war uns nun wirklich nicht so geheuer und schon gar nicht sympathisch).

So sind wir dann los gelaufen und habe noch zielsicher den Platz „Lalle Aouda“ gefunden, welcher hinter dem Tor „Bab Mansour“ liegt. Die wunderbaren Marmorsäulen stammen aus dem römischen Volubilis (das wir gestern besucht hatten). Meknès wurde vom Alouitenherrscher (Sultan) Moulay Ismail (1672 – 1727) zur Residenz ausgebaut, wofür er  rund 40’000 sudanesische Sklaven einsetzt um den Palast, die Gärten und Stadtmauer von rund 40 km Länge bauen liess. Moulay Ismail wird auch „Ludwig der 14. von Marokko“ genannt, weil er einen so riesigen, protzigen Palast erbaute. Der Platz „Lalle Aouda“ war unter Moulay Ismail der Paradeplatz, wo er seine Truppen (150’000 Soldaten) aufmarschieren liess.

 

In der Stadt gibt es sehr viele Berber, deshalb sind die Schilder an den offiziellen Gebäuden in Arabisch (oben) und in der Berbersprache (unten).

Wir sind schnell und zielsicher auf dem Platz angekommen – aber nun ging es los: wo ist der alte Königspalast, im Reiseführer so schön als „Ville Impériale“ beschrieben, wo ist das Mausoleum – wir hatten total den Faden verloren. Irgendwann kam ein Kutscher auf uns zu und hat uns auf Deutsch angesprochen, ob wir nicht mit ihm fahren wollten. Zuerst haben wir mal abgelehnt, da wir uns eigentlich gesagt haben „nie fahren wir mit einer Kutsche“. Und es kann doch nicht sein, dass wir uns nicht zurechtfinden.

Er hat uns noch einen Tip mit dem Mausoleum gegeben – dieses haben wir dann gefunden um festzustellen, dass es wegen Renovationsarbeiten geschlossen ist.

Also sind wir weitergelaufen, wo wir glaubten, könnte es von der Richtung her stimmen. Aber wir landeten in einer Wohngasse. Und – wer sprach uns wieder an – der Kutscher, der uns zu Fuss gefolgt ist (er kannte wohl solche Touris wie wir). Wir sagten ihm, dass wir den Königspalast resp. die Königsstadt (Ville Impériale) sehen wollten. Wir haben den Preis ausgehandelt und sind eingestiegen.

Er hat uns dann entlang der 1 km langen Palastmaurer gefahren – und immer wieder Fotostops gemacht.

Der erste war das Haupttor, aus welchem die Pferdekutschen früher kamen. Dies wird heute bewacht, weil sich das Militär die Anlage zu nutze macht.

Die ganzen Tore sind sehr schön und immer wieder sieht man den Marmor, den der Herrscher von den Ruinen von Volubilis „ausgeliehen“ hatte. Dieser Kerl war schon grössenwahnsinnig und prunksüchtig.

Das nächste Tor ist das Haupttor in den Palast – auch hier wieder Marmorsäulen aus Volubilis.

Danach sind wir zu einer grossen Speicheranlage dieser Königsstadt gefahren. Es gab verschiedene Räume, in denen Vorräte gelagert wurden und daneben Stallungen für 12’000 Pferde.

Und es sind noch andere Kutscher – auch Raser 🙄 – unterwegs.

Danach sind wir entlang dem Sultangarten zurück zum Ausgangspunkt gefahren. Unser Kutscher hat uns erklärt, dass die Gärten sehr verwildert sind und Leute (Slums) drin wohnen. Dies würde der UNESCO nicht gefallen und verlangt, dass die Menschen da raus müssen. Tja – das ist dann die Krux mit „Weltkulturerbe“ sein. Es ist nicht nur Würde, sondern auch Bürde.

Zum Schluss natürlich wieder ein Foto mit Kutscher – er hat es wirklich gut gemacht und wir sind froh, war er etwas „aufsässig“.

Und was ist aus dem grossen Herrscher geworden: Nach dem Tod Moulay Ismails verlegten seine Nachfolger die Königsresidenz wieder nach Fès, das wir am Dienstag besichtigen werden. Während der Kämpfe um die Nachfolge wurden die Paläste von Meknes zerstört. Das Erdbeben von 1755 trug zur weiteren Verwüstung der Stadt bei. Erst nach 1912 bekam Meknès wieder eine entscheidende Bedeutung, als es zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Zentren Marokkos wurde.

Nach dem uns der Kutscher abgeladen und Tips auf den Weg gegeben hatte, waren wir wieder auf uns alleine gestellt 😉. Wir gingen in die Medina mit den Souks sind auch hier unterteilt in unterschiedliche Abschnitte entsprechend ihren Waren; Teppiche, Gewebe, Musikinstrumente, etc.

Die Verkäufer sind hier aber absolut nicht aufdringlich – sie sprechen die Touristen nicht an. Sie sind auch viel mehr auf lokale Käuferschaft aus.

Ein Künstler hat zur Orientierungshilfe die wichtigen Plätze in Meknès direkt auf die Wand gezeichnet.

Selbst in den Souks gibt es noch öffentliche Brunnen, wo die Bewohner der Medina ihren täglich Wasserbedarf decken holen.

Wir sind in ein Handwerker-Viertel gelaufen und waren total fasziniert von der Kunstfertigkeit und Stolz dieser Handwerker: wir haben Schreiner gesehen, welche ihre Objekte kunstvoll verziert haben. Weber, die mit ganz alten Maschinen schöne Bordüren weben, dann gab es auch wieder verschiedene „Berber-Aportheken“. Da ich noch Tee brauchte, habe ich eine solche besucht. Nur – mit einfach Tee kaufen ist es da nicht gemacht – es werden noch verschiedene Essenzen und Gewürze gezeigt.

Hier in Meknès haben wir es endlich geschafft, eine Koranschule zu besuchen, die nicht geschlossen oder umgebaut wird. Diese war sehr eindrücklich, v.a. auch aufgrund der tollen Holzschnitzereien in all den Räumen. Die Zellen der Koranschüler waren schon sehr klein und bei einigen machte es der Eindruck, dass die Zellen je nach „Fleiss“ zugeteilt wurden.

Der „Place El Hedim“ ist ein buntes Treiben von Händlern, Henna-Künstlerinnen und auch Gauklern. Es erinnert etwas an Marrakesch – nur viel kleiner.

Wir haben eine Henna-Künstlerin gesehen, die einem kleinen Mädchen beide Hände mit Henna bemalt hat. Es hat toll ausgesehen – wir haben die Mutter gefragt, ob wir von der Hand ein Foto machen dürfen, was diese sofort bejaht hat und die kleine war stolz wie was.

Unsere letzte Station, vor der Abfahrt, galt dem Lebensmittelmarkt – wir lieben diese, da wir auch unsere täglichen Einkäufe direkt erledigen können. Frischer geht es einfach nicht. Hier findet man kunstvoll aufgetürmte Oliven- und Zitrusfruchtberge, ein überwältigendes Gemüseangebot sowie den betörenden Duft von tausenderlei Gewürzen, die kunstvoll trappiert sind.

Es war Zeit, wieder unser WoMo abzuholen und weiterzufahren. Wir haben uns für Fès entschieden. Wir sind auf dem Campingplatz „Le Diamant Verd“. Es wäre eine tolle Anlage, hätte der Regen nicht alles in eine Sumpflandschaft verwandelt (die Böden sind nicht befestigt). Aber egal – mit entsprechender Lauf- und Hüpftechnik kommt man durch die Pfützen und Matsch.

Heute Abend gab es Brochette mit Rind (Rindswürfeli). Diese habe ich mit Koriander, Peterli, Knoblauch, Zwiebel und Gewürzen mariniert und in der Grillpfanne mit Zucchini und Tomaten ergänzt. Fein und gesund.

Morgen wird es ein Lese- und Ausruhetag geben, da der Wetterbericht mind. bis 15.00 Uhr Regen angesagt hat. Ist aber nicht weiter schlimm – wir freuen uns auf den Ruhetag. Daher – wohl kein Blog morgen, ausser mir fällt was ganz Wichtige sein 😉.

Hier noch die Bilder des Tages in einer Galerie:

 

Sonntag, 25.11.2018: Ein Tag in Meknès und dann weiter in die älteste Königsstadt Fès

4 Kommentare zu „Sonntag, 25.11.2018: Ein Tag in Meknès und dann weiter in die älteste Königsstadt Fès

  • November 25, 2018 um 10:41 pm Uhr
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    Danke für den super Blog ist ja wieder sehr spannend und immer so vielseitig also morgens wünsch ich euch einen erholsamen ruhigen Tag und geniesst es ,ich stelle mich darauf ein , dass es kein Bethmümpfeli gibt , aber ev. Ein kleines WhatsApp ❤️ Also eine gute Nacht und sachlaft gut Kuss Mams

    • November 26, 2018 um 10:34 am Uhr
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      Bitte, bitte – heute versuchen wir ein Gitzi-Schlegel zu machen. Mal sehen, ob es gelingt. Habe sicherheitshalber heute zwei Brote gekauft, sollte es schief gehen und wir auf den Kühlschrank zurückgreifen müssen.

      Kuss ond en schöne Tag
      Claudia

      PS: Es regnet nicht mehr – DANKE

  • November 26, 2018 um 12:16 pm Uhr
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    Dann bin ich froh , dass es nicht mehr regnet, falls Norbert den Gitzi-Schlegel draussen machen muss , wünsche gutes Gelingen mamfmamf und en GUETE ond proscht wönsche no en ganz en schöne Tag Koss Mams ❤️❤️

    • November 26, 2018 um 7:36 pm Uhr
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      Danke Mams – war ein sehr schöner Tag und ein feines Essen ❤️

Kommentare sind geschlossen.