Am 26.09. sind wir in den Hwange-Nationalpark gefahren, Ziel Robins Camp, benannt nach Herbert George Robins.

Kleine Farm mit Gemüsebeeten

Schwarze Asche von einem nahen Buschbrand
Zuverlässiger als ein Auto

Robins kaufte auf dem Gebiet des Hwange, 14’600 km2 Land mit verschiedenen Farmen. Er war menschenscheu und exzentrisch und zog das Leben zwischen Wildtieren und seinen Hunden dem gesellschaftlichen Leben vor. Auf seinen Farmen betrieb er Rinderzucht und verbot umgehend die Jagd. Im hohen Alter begann er sich um die Zukunft seines Schutzgebietes. Er vermachte seine Ländereien der Regierung von Südrhodesien (heute Simbabwe) mit der Bedingung, dass das ganze Gebiet als Wildschutzgebiet zugewiesen werden soll. Das Robins Camp ist im nordwestlichen Teil des Hwange. Es ist seit einigen Jahren unter privater Führung. Die ganze Anlage ist wunderschön und sehr gepflegt. In diesem Camp hatten wir drei schöne und unterhaltsame Tage mit netten Bekanntschaften und drei spannenden Game-Drives (Safari-Fahrten mit Fahrer) unternommen.

Der Hwange-Nationalpark ist mit 14’651 Quadratkilometer der grösste Nationalpark in Simbabwe. Der Park liegt im Westen des Landes in den Ausläufern der Kalahari an der Grenze zu Botswana 200 km. Das Gebiet soll schon im 19. Jahrhundert als herrschaftliches Jagdgebiet für den König Mzilikazi gedient haben. Bereits im Jahr 1928 wurde das Gebiet als Wildtierreservat von der britischen Kolonialverwaltung unter Naturschutz gestellt. 1930 erhielt es den Status eines Nationalparks. Benannt ist der Nationalpark nach einem lokalen Stammesführer.

Wir waren mit zwei Ehepaaren aus Südafrika auf den Game-Drives. Sie waren sehr bewandert in der Vogelkunde und zeigten uns immer wieder neue Vögel. Nebst Vögel sahen wir viele Elefanten, Wild und genossen die verschiedenen Landschaften. Jede Fahrt war gekrönt von einem feinen Frühstück in der Wildnis oder einem gepflegten Apéritiv (Sundowner).

 

Während einer Morgenfahrt besuchten wir das Partner-Camp von Robins, das Teteema Springs Camp. Wunderschön im Nichts und der ideale Platz für Naturliebhaber, die US-$ 800 pro Nacht und Person im Luxuszelt bezahlen können und wollen.

Ganz besonders war die Abendfahrt. Wir sahen zum ersten Mal eine Roan Antilope, bei uns Pferdeantilope genannt, welche zu den gefährdeten Tierarten, mind. in Simbabwe, gehört.

Das Highlight war aber die riesige Büffelherde. Der Ranger schätzte die Zahl auf gut 1’000 Büffel. Wir standen mitten drin. In der Ferne konnten wir rund 7 Löwen ausmachen, die wohl der Herde schon den ganzen Tag gefolgt waren und – wie es anzunehmen ist – in der Nacht zuschlagen, um ihr Abendessen zu sichern.

Oben rechts sind die Löwen sichtbar – die Büffel sind angespannt, v.a. weil sie Kälber dabei haben.

Am Freitag sind wir dann weiter Richtung Sinamatella Camp gefahren. Ein Camp an einem traumhaften Ort, erhöht gelegen auf einem Plateau. Die Einheimischen nennen es „God’s Window“ (Gottes‘ Fenster). Im 2018 wurde die Konzession für den Betrieb des Camps von der Kohleminen-Gesellschaft Makomo Resources übernommen. Sie planten, das Camp wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Als erstes hatten sie alle bestehenden Gebäude (Chalets, Restaurant) zerstört, weil sie es wieder neu aufbauen wollten. Leider kam dann Corona und Geldprobleme in der Kohlemine (vermutlich durch die Chinesen initiiert, die scharf auf die Betreiberbewilligung waren) zusammen, wodurch das Camp geschlossen wurde. Im Mai 2022 ging die Konzession für das Camp zurück an die Parkverwaltung, welche aktuell nur den Campingplatz (ohne erwähnenswerte Infrastruktur) betreibt. Es ist eine Schande zu sehen, was aus diesem wunderbaren Flecken gemacht werden könnte. Wir trafen Godfrey, der für die Reinigung des Campingplatzes zuständig ist. Er hat uns viel von Sinamatella und sich erzählt. Eine Aussage, die uns erst am Folgetag so richtig bewusst wurde war: „Die Europäer haben Uhren, die Afrikaner haben Zeit“.

Am Abend rauschten sechs Bliss-Mobile (Wohnmobile auf LKW-Basis) auf den Platz, als wir uns die defekte Anlage betrachtet haben. Näher an uns hätte sich die Mannschaft nicht stellen können – Kuschel-Camping lässt grüssen.

Gestern Freitag haben wir den Park Richtung Hwange mit Ziel Vic Falls verlassen. Wir sind an Kohleminen von Makomo Resources vorbeigefahren, die Konkurs ging. Um zu vermeiden, dass irgendwelche Anlagen oder Fahrzeuge von der Regierung noch verwendet oder verwertet werden könnten (am Konkrus war wohl auch die Regierung nicht ganz unbeteiligt), haben die Eigner kurzerhand alles zerstört. Auf dem ganzen Gelände qualmt es noch immer.

Und nun etwas ins Kapitel „das wahre Afrika“: Kurz ausserhalb Hwange passierte es – die Kardanwelle zwischen den beiden Hinterachsen viel raus. Grund für den Schaden war wohl die hunderte von Kilometer übelste Wellblechpiste und Fahrbahnen mit Schlaglöcher, die wir schon gefahren sind sowie fehlendes Locktight, um die Schrauben, welche die Kardanwelle fixieren. Auf jeden Fall lag die Kardanwelle auf einer Seite am Boden – Norbert und ich standen ziemlich hilflos am Fahrzeug. Es ist noch zu erwähnen, dass wir in Simbabwe keinen Natelempfang haben, ausser mit dem Satelliten-Telefon. Wir schalteten die Warnblinker ein und stellen das Pannendreieck auf. Unmittelbar danach stand schon ein junger Mann neben uns uns wollte wissen, was los sei – wir zeigten ihm die Kardanwelle. Er meinte, keine grosse Sache, kann geflickt werden. Er konnte uns zwar nicht helfen, würde sich aber später noch als Hilfe herausstellen. Wenige Minuten später hilt ein Pickup und fragte, was das Problem sei. Die beiden waren Mitarbeiter einer Minengesellschaft, die Häuser in der Gegend erstellt. Der eine war Mechaniker, der andere sein Chef. Kurzerhand entschieden sie, dass sie sich für uns die Zeit nehmen und uns helfen. Kurz betrachtet, was das Problem ist, packten sie Norbert ins Auto und fuhren mit ihm zurück nach Hwange um Schrauben und Muttern zu kaufen. Ich blieb beim Auto stehen. Zwischenzeitlich kam ein riesen LKW gegenüber an, der ein Elektronikproblem hatte. Er kam erst mal zu mir und fragte, ob ich Hilfe erhalten habe, sonst würde er das organisieren. Es kamen weitere Personen an, die sagten, sie hätten das Fahrzeug schon länger gesehen, ob wir schon Hilfe haben, oder ob sie uns helfen können. Und zu guter Letzt kam noch ein weisser Farmer an die 70 mit seinem Mitarbeiter an und fragte, ob wir Hilfe brauchen. Sein Sohn hätte ihn angerufen und gesagt, da würde ein Schweizer am Strassenrand stehen, er hätte aber nicht anhalten können und er solle doch nach uns schauen. Unvorstellbar, dass man diese Hilfsbereitschaft in der Schweitz erleben würde.

Zurück zu Norbert und den beiden Helfern der Minengesellschaft: ich machte mir langsam Sorgen und teilte das auch dem LKW-Fahrer gegenüber mit. Der lachte nur uns sagte, dass ich mir hier in Simbabwe keine Sorgen zu machen brauche, der käme wieder zurück. Und so war es. Die drei kamen zurück mit Schrauben und Muttern. Es waren zwar keine Schrauben erhältlich, die stark genug sind, dass die Reparatur als Dauerhaft betrachtet werden kann, aber genug, um nach Vic Falls zu fahren. Der Mechaniker stellte dann aber fest, dass die Schrauben zu lang sind – die Säge, die wir in unserer Werkzeugkiste haben, konnte das Metall nicht schneiden und zerbrach. Nun kommt wieder der junge Mann vom Anfang ins Spiel. In Fussnähe hatte er einen Kollegen, der eine Metallsäge hat und die Schrauben auf die Länge zuschneiden konnten. Danach wurde die Kardanwelle vom Mechaniker namens Peace wieder angeschraubt. Nach drei Stunden (es waren nur 39 Grad) waren wir wieder fahrfähig.

Wir waren überwältigt von der Hilfsbereitschaft – und uns kam wieder der Spruch von Godfrey in den Sinn „Die Europäer haben Uhren, die Afrikaner Zeit“. Und die Zeit haben sich alle für uns genommen – was für ein prägendes Erlebnis.

Und das sind unsere Helden:

Rechts von Norbert steht Peace (blaue Hose), daneben sein Chef (graue Hose). Der junge Mann mit der Mütze war der erste auf Platz, und die anderen mit den roten Shirts wollten auch noch mit aufs Foto.

Danach sind wir „wie auf Eiern“ zum N1 Hotel in Vic Falls gefahren (da kennt man uns schon). Noch um 18.30 Uhr kamen drei Mechaniker (so hoffen wir) vorbei und haben sich die Schrauben angesehen. Wie an vielen Orten in Afrika sind dies keine Mechaniker von Marken-Garagen, sondern solche, die einen „Under the tree workshop“ betreiben (Werkstatt unter den Bäumen). Wollten wir eine Marken-Garage, müssten wir rund 700 km fahren. Sie wollen uns bis heute starke Schrauben mit Muttern und Locktight besorgen und diese dann auch noch montieren.

Den Abend verbrachten wir in unserer Lieblingsbrauerei in Vic Falls „Crafty Brewers“ bei Livemusik der „Flying Bantu“.

 

26.09. – 01.10.2022: Imposanter Hwange-Nationalpark – und plötzlich waren bei uns alle Schrauben locker, doch dann zeigt sich das wahre Afrika

4 Kommentare zu „26.09. – 01.10.2022: Imposanter Hwange-Nationalpark – und plötzlich waren bei uns alle Schrauben locker, doch dann zeigt sich das wahre Afrika

  • Oktober 2, 2022 um 7:25 am Uhr
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    Guten Morgen Ihr Lieben
    Oh, da habt ihr ja wieder was erlebt. Ich kann mir kaum vorstellen wie ein „normaler“ Camper, wie bei der Seabridge Gruppe vom letzten post, eine solche Safari durchsteht.
    Herzlichen Dank für euren Blog. Ich freue mich jeweils und zu lesen und wünsche euch eine gute Weiterreise
    Liebe Grüsse
    Claudia & Dani

    • Oktober 2, 2022 um 7:34 am Uhr
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      Hallo Ihr Lieben

      Danke für den lieben Kommentar – wir wünschen euch einen wunderschönen Sonntag.

      Liebs Grüessli

  • Oktober 2, 2022 um 11:38 am Uhr
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    Vielen Dank für den absolut spannenden Blog , ich staune über die Hilfsbereitschaft über diese Menschen da musst du schon nach Afrika um sowas zu erleben , das ist doch auch ein Erlebnis das prägend und unvergesslich ist . Wunderschöne Fotos von der wilden Tierwelt , einfach meeeeega. ich wünsche euch viel Glück für die Weiterfahrt, bin in Gedanken bei euch viele liebe Grüessli Mams

    • Oktober 2, 2022 um 1:11 pm Uhr
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      Gerne – es ist erstaunlich. Und seit heute Nachmittag sind auch die korrekten Schrauben drauf.

      Danke ond en schöne Sonntig

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