Der Grenzübertritt dauerte rund 13 Stunden – also besser als erwartet. Wir hatten uns auf 17 Stunden eingestellt – solange dauerte es für die Seidenstrassen-Gruppe in 2018. 

Alleine für die Ausreise aus China benötigten wir rund 10 Stunden und mussten 4 Grenzposten auf einem Grenzgebiet von 200 km durchqueren. Die ersten zwei Kontrollen verliefen relativ gut, wenn auch sehr aufwändig. Der dritte war eine rein negative Überraschung: die Grenzwächter konnten sich gar nicht mehr einkriegen, dass auf den Landkarten unserer Seidenstrasse-Reise, die bei uns auf den Autos klebt (dient den vielen Parkwächtern als Identifikationsmerkmal, damit sie uns in die Park- und Stellplätze lassen) Taiwan nicht sichtbar ist als Teil von China. Sie wollten, dass wir allesamt die Kleber abnehmen. Es gelang uns dann sie zu überzeugen, dass diese Karte nur die von uns befahrene Strecke zeigt und nicht die Situation der Welt. 

Der Weg zum sogenannten „schwarzen Tor“ auf dem Thorgat Port auf 3‘750 m verlief über eine tolle Landschaft, gut mit Stacheldraht und Wachtürmen links und rechts gesichert UND absolutes Fotografier-Verbot. 

Die Einreise in Kirgistan verlief relativ ruhig und dauerte für die zwei Grenzposten nur 3 Stunden. Die weiteren 80 km zum Stellplatz „Windige Hochebene“ im Tien Shan-Gebirge war einfach nur traumhaft. Wir fuhren durch ein wunderschönes Hochtal bei perfektem Abendlicht. Gegen 19.00 Uhr Lokalzeit (inzwischen haben wir nur noch 4 Stunden Zeitdifferenz zur Schweiz) sind wir auf dem Nachtplatz auf 3‘000m angekommen. Wunderbare in einer tollen Bergszenerie – nach 6 Wochen China ein befreiendes Gefühl. Nach einem kurzen, aber heftigen Anstossen auf den Grenzübertritt haben wir uns alle ziemlich müde in unsere WoMos zurückgezogen.

Am nächsten Morgen wurden wir wiederum mit einer tollen Szenerie begrüsst – einer der Bauern kam uns mit seinen beiden (Enkel)Kindern besuchen. Ist etwas schwer zu sehen, wie alt die Leute sind, da ihre Gesichter sehr gegerbt sind. Heute lernten wir die neuen Reiseleiter kennen, die uns auf Anhieb einen guten Eindruck machten.

Die Tagesetappe am 30.8. war lediglich 35 km – somit konnten wir uns Zeit lassen, bis nach Tasch-Rabat zu fahren. Tasch-Rabatt war wiederum ein Stellplatz mitten in der Natur bei einer Karawanserei gelegen. Der Weg nach Tasch-Rabat führte uns auf 3‘200 m durch ein einmaliges Bergtal mit unzähligen Tierherden und Bergformationen. Wir haben uns sofort in Kirgistan und Zentralasien verliebt. Die Menschen sind freundlich, offen und nett.

Am Nachmittag hatten wir eine Führung in der Karawanserei mit unserer kirgisischen Reiseleiterin. 

Am 31.8. war die Tagesetappe rund 170 km. Die Landschaft bleibt gebirgig aber ändert sich doch ständig. Besonders imposant sind die vielen Friedhofanlagen der Kirgisen (der Grossteil ist Muslime). 

In Naryn sind wir durch den Ort flaniert, nachdem wir das allernötigste eingekauft hatten. Auf der Suche nach Früchten und Gemüse kamen wir am Volksfest vorbei. Am 31.8. feiert Kirgistan den Unabhängigkeitstag von der Sowjetunion. Die Menschen sind einfach lebensfroh und freundlich. Die meisten sprechen etwas englisch – ansonsten sind wir inzwischen auch so weit der kyrillischen Schrift mächtig, dass wir viel entziffern können. 

Etwas weiter fanden wir einen kleinen Markt und wir wurden fündig: Früchte und Gemüse, wie wir es uns vorstellten.

Die Weiterfahrt führte uns an drei Denkmälern vorbei, die wir kurzerhand „erfahren“ haben – Untersetzung und Sperren machten es möglich J.

Die Weiterfahrt bot immer wieder schöne Fotoobjekte. Die Nacht standen wir auf einem Stellplatz in gut 2‘600 m Höhe, kurz vor dem Dolon Pass. Wiederum absolut in der Wildnis und natürlich ohne Telefon- oder Internetempfang.

Die Fahrt am 1.9. an das Südufer des Issikul-Sees führt uns von 2‘600 m auf Rund 1‘600 m. Immer weiter durch schöne Landschaften. Die Traktoren und Mähdrescher, die hier noch voll im Einsatz stehen, könnte man bei uns nur noch im Museum besuchen – aber sie laufen und tun ihren Dienst.

In Kochkor besuchten wir eine Frauenkooperative, welche das traditionelle Filzhandwerk der Kirgisen zeigte. Die Frauenkooperative Altyn Kol Naryn (Altyn Kol heisst „goldene Hände“) wurde mit Hilfe von Helvetas Schweiz gegründet – und der Zufall will es, dass ich genau während meiner Arbeitstätigkeit beim DEZA diese zwei Damen getroffen habe, als sie ihre Kooperative in Bern vorstellen.

Wir machten uns danach auf den Weg an den Issikul See. Die Hauptstrasse war in einem sehr schlechten Zustand, weshalb wir uns für eine Offroad-Passstrasse entschieden haben. Diese war die ersten 20 km ausser Wellblech-Piste ganz OK. Doch diese wurde aber dann mit jedem Kilometer immer schlechter, die Durchschnittsgeschwindigkeit nahm von 30 km/h auf max. 15 km/h ab und es wurde immer später im Tag. Unsere Hauptangst war die Flussüberquerung, wo wir nicht wussten, ob es eine Brücke gibt oder ob wir furten müssen – bei einem reissenden Fluss. Die Erlösung kam, als Norbert die Brücke sah. Doch dann der Moment als die Stimme zu uns sprach „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!“, und ich lächelte und war froh, und es kam schlimmer. Die Brücke war teilweise weggespült. Aber es half nichts, wir mussten rüber oder durch den Fluss. Norbert hat mich perfekt über die Stelle dirigiert und mit ein – zwei Mal rangieren kamen alle 6 Räder auf die andere Seite. Nun nix wie los Richtung See – ab hier muss es besser gehen. Weit gefehlt – es folgten noch einige knifflige Passagen und Rangiermanöver, aber dann war es geschafft. Es war inzwischen auch schon dunkel (20.00 Uhr) – wir waren froh um unsere zusätzlichen Dachscheinwerfer.

Gegen 21.00 Uhr kamen wir am Stellplatz am südlichen Issikul See auf 1‘600 m ü.M. an – wir stehen die nächsten Tage mit Blick auf den See an einem Militärsanatorium. Heute ist ein Ruhe-/Aufräum-/Backtag (und ohne Blog) und morgen wollen wir nochmals eine Offroad-Strecke fahren, die aber viel weniger aufregend sein soll. 

29.8. – 2.9.2019: Grenzübertritt von China nach Kirgistan – tiefenentspannte 🙄 13 Stunden – traumhafte Berglandschaft Kirgistans ohne jegliche Telefonverbindung und eine „kurze“ Passstrecke, die es in sich hatte

8 Kommentare zu „29.8. – 2.9.2019: Grenzübertritt von China nach Kirgistan – tiefenentspannte 🙄 13 Stunden – traumhafte Berglandschaft Kirgistans ohne jegliche Telefonverbindung und eine „kurze“ Passstrecke, die es in sich hatte

  • September 2, 2019 um 8:41 am Uhr
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    Das ist ja wieder ein spannender und aufregender Blog aber mit einer fantastischer Bergwelt und toller Gegend ,das letzte Teilstück der Fahrt war wirklich sehr sehr aufregend, fuhren die andern die gleiche Strecke ? Wünsche euch einen erholsamen schönen Tag mit vielen positiven Eindrücken, ond händ sorg , hab euch lieb , Küsschen Mams.

    • September 2, 2019 um 9:31 am Uhr
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      Hallo Mams, danke. Nein – die anderen sind diese Route nicht gefahren, nur wir. Hier in Kirgistan ist man wieder frei und kann durchfahren, wo man will. Ganz liebe Grüsse und Kuss, Claudia

  • September 2, 2019 um 9:23 am Uhr
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    Ihr Lieben, was für eine Reise! Wow!
    Nun seid ihr wieder in einer wunderschönen, endlosen Landschaft! Strapazen der Grenze und des Gemüse suchens vorbei. Wieder mal… woher habt ihr bloss diese Nerven? Warten warten warten! Unglaublich!
    Es ist ja immer so spannend und interessant eure Berichte zu lesen.
    Und ja Claudua, die Welt ist manchnal echt klein. Was für ein Zufall! Kaum zu glauben!
    Freue mich auf viele weitere Berichte und Fotos! Herzlichen Dank!
    Guet back und putz und ausruh!
    Ganz liebe Grüsse

    • September 2, 2019 um 9:31 am Uhr
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      Hallo liebe Nati, na ja – die Nerven sind manchmal eine Sache. Aber wehe man kommt einem Grenzer blöd, spielt er seine ganze Macht aus und dann stehst Du und die ganze Gruppe noch länger. Ja – es ist wirkliche in Zufall mit den beiden Omas (sie nennen sich selber Omas). Werden weitere Berichte schreiben – aber im Moment backe ich Brot und Norbert ist am Auto putzen oder eher am Ausgraben vom Sand :-). Liebe Grüsse

  • September 2, 2019 um 4:25 pm Uhr
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    Liebe Claudia, lieber Norbert
    Heute bin ich mit einem besonderen Gefühl im Bauch Euren Erlebnissen gefolgt; habe mir die Fotos vermutlich länger angeschaut als auch schon und meine Gedanken sind oft sehr weit abgeschweift.
    Wir haben uns gestern schweren Herzens entschieden unsere Mongolei-Reise auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Es war ja unser 2. Anlauf – aber auch diesmal macht uns Philipps berufliches Umfeld einen Strich durch die Rechnung. Bei Philipps Verantwortungsbewusstsein liegt ein 4- monatiges Wegbleiben einfach nicht drin…
    Nun, vielleicht hat mich dieser Bericht auch so speziell gefesselt, weil Ihr nun doch auf Pisten unterwegs ward, die meiner Vorstellung von einer 4×4 Mongoleireise entsprechen wie kaum andere zuvor. Schade, dass von den heiklen Situationen keine Fotos da sind, aber ich kann mir sehr wohl vorstellen warum…
    Deshalb einfach nochmals DANKE, und Euch weiterhin alles Gute.
    Herzlich
    Rita

    • September 4, 2019 um 3:43 pm Uhr
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      Liebe Rita, das ist sehr schade betr. Eurer Planung – nur wir hatten während unserer „aktiven Zeit“ mal max. 3 Wochen eher nur 2 Wochen Ferien nehmen können, deshalb unser Entscheid, früher aufzuhören. Die äussere Mongolei ist wirklich toll und braucht Zeit, wobei wir überhaupt total in die ehemaligen Sowjetrepubliken sind.

      Wir werden noch viele Berichte posten – ganz liebe Grüsse
      Claudia

  • September 4, 2019 um 6:20 am Uhr
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    Hoi ihr Lieben
    Einfach nur atemberaubende Bilder und Erlebnisse…Geniesst es weiterhin!
    Liebe Gruess us Brugg
    Beat

    • September 4, 2019 um 3:40 pm Uhr
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      Hallo lieber Beat, schön von Dir zu lesen. Ich hoffe, Dir geht es gut und hattest hoffentlich auch ein paar geruhsame Ferientage. Uns geht es sehr gut und unser Fahrzeug hat uns (bis auf zwei Reifenpannen) nie im Stich gelassen, was nicht alle von ihren WoMos behaupten können.

      Wir geniessen jeden Tag und freuen uns auf die weitere Strecke.

      Ich melde mich, wenn wir zurück sind – hoffe, dass Du und Martin mal Zeit habt für eine Pizza oder so :-).

      Liebe Grüsse aus Bishkek
      Claudia

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